Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

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23.07.1997

Soziale Gruppenarbeit hilft beim Ausstieg vom Ausstieg

Niederschwelliges Angebot für Jugendliche des Amtes für soziale Dienste

(SMS) "Irgendwann hat mich jemand mitgenommen zu einer Gruppe. Ich wußte nicht, daß das vom Amt für soziale Dienste war. Wir haben zusammen gekocht. Das war gut, denn draußen leben, das heißt eigentlich immer Hunger haben. Ich bin dann immer öfter zu der Gruppe gegangen." Für Christin, 16 Jahre, begann damit der Ausstieg vom Ausstieg. Wie sie besuchen regelmäßig etwa hundert ältere Kinder und Jugendlichen die derzeit neun Gruppen, in denen das Amt für soziale Dienste (ASD) in den Stadtteilen "soziale Gruppenarbeit" leistet.

Soziale Gruppenarbeit, das ist Hilfe, Beratung, Unterstützung und längerfristige Begleitung für Mädchen und Jungen in verfahrenen Lebenssituationen. Sie gehört zu den niederschwelligen Angeboten des Teams von der ASD-Jugendgerichtshilfe. "Jeder und jede kann kommen, es gibt absolut keine Vorbedingungen", berichtet ASD-Mitarbeiter Bernhard Gleitz. "Die Hilfe gelingt immer dann, wenn die Jugendlichen sich darauf einlassen, wenn sie das Gespräch suchen und mit der Zeit selbst aktiv an der Veränderung ihrer Situation mitarbeiten wollen."

Die soziale Gruppenarbeit wendet sich an junge Menschen, die beim Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen aus der Bahn geworfen werden. "Schulmüdigkeit, Schulschwänzen, fehlende berufliche Eingliederung, Probleme mit den Eltern, bisweilen auch Diebstahl und andere Straftaten, das sind mehr oder weniger normale Begleiterscheinungen dieser Übergangszeit", erläutert der Diplom-Sozialarbeiter. Meist verlieren sich diese Auffälligkeiten bis etwa zum 20. Lebensjahr.

Aber nicht alle Jugendlichen werden damit alleine fertig. In der Regel erhalten sie dann von Erwachsenen begleitende Unterstützung. Das kann etwa im Sportverein geschehen, in Jugendgruppen oder in Jugend- und Begegnungszentren. Finden Jugendliche, die auf Unterstützung angewiesen sind, keinen Anschluß an solche Einrichtungen, kann der weitere Lebensweg zur wahren Odyssee werden.

Die Erfahrungen von Christin sind dafür ein Beispiel. Vor dem Hauptschulabschluß ständig Zoff mit den Eltern. Sie ist immer seltener zu Hause, schwänzt die Schule, verliert den Anschluß an die Mitschüler. Dann Flucht von zu Hause. Zunächst kommt sie bei Freunden unter, dann lernt sie das Bahnhofsumfeld als Schlafplatz kennen. Drogen, Diebstähle, der Abstieg schien unaufhaltsam ...

Dann kam die ASD-Gruppe. "Die Mitarbeiter haben mich so gelassen, wie ich bin. Die hatten Zeit, mir zuzuhören. Dann haben sie mir Mut gemacht, neu anzufangen", berichtet sie im Rückblick. Nach einigen Wochen saß sie zusammen mit einem ASD-Mitarbeiter erstmals wieder mit ihren Eltern zusammen. Die Verständigung mit der Mutter klappte wieder, sie zog bei ihr ein. Christin: "Natürlich gibt es noch Schwierigkeiten. Aber ich versuche nicht mehr wegzulaufen und mache meinen Hauptschulabschluß nach."

Nicht immer führt die begleitende Hilfestellung über die soziale Gruppenarbeit geradewegs so zum Erfolg. Oft geht es nicht ohne Umwege. Dann ist Geduld gefragt. Grundsatz des ASD-Teams: Den Jugendlichen Zeit lassen, bis sie selbst beginnen, an der Veränderung ihrer Situation mitzuarbeiten. "Dann setzt unsere professionelle Hilfe ein", so Bernhard Gleitz. "Dann akzeptieren sie die Unterstützung durch einen erwachsenen Gesprächspartner, der die nächsten Schritte gemeinsam mit ihnen plant und ihnen bei der Umsetzung hilft."

 

Zusatzinfos

Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09