Zusammengestellt wurde der sogenannte "Konversionsbericht" für Nordrhein-Westfalen von der interministeriellen Arbeitsgruppe "Truppenabbau" der Landesregierung und den Experten des "Bonn International Center for Conversion". Beeindruckt war man vor allem von der "Public-private-partnership" der Münsteraner, dem Zusammengehen von der Stadt mit anderen Partnern. Was in dem Dokument als "Best Practice-Projekt" bezeichnet wird, gilt nach den Worten von Minister Clement nicht nur für Nordrhein-Westfalen als Vorbild. In dem Bericht heißt es wörtlich: "Trotz einiger noch ungelöster Probleme hat die Stadt Münster durch ein engagiertes, bespielhaftes kommunales Projektmanagement und die kooperative Einbindung von privatem Kapital und Know-how ihre stadtstrukturellen Ziele verwirklichen können."
Klassischer Weg nicht gangbar Der Bericht stellt dar, daß Münster am Anfang des Truppenabbaus auf die neue Situation ebenso unvorbereitet reagieren mußte wie die anderen Städte; denn Militärgelände galten zunächst als Tabu für Stadtplaner. Auch hier wie anderenorts war aus finanziellen Gründen der klassische Weg einer Umnutzung, die Kasernen zu erwerben und dann wieder an Dritte zu verkaufen, nicht möglich.
Nach dem Expertenurteil des Bonner Institutes handelte die Stadt Münster richtig, als sie die Aufgabe der "Konversion" einem besonderen verwaltungsinternen und zugleich fachübergreifenden Projektmanagement übertrug. Für alle Partner gibt es im Stadthaus nur einen Ansprechpartner, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Die Verwaltungswege sind kurz.
Frühzeitig begonnen Schon zu Zeiten, in denen die Kasernen noch gar nicht geräumt waren, habe das städtische Management sowohl mit den Briten als auch dem Bundesvermögensamt Untersuchungen und Vorbereitungen durchgeführt; auch habe der Rat frühzeitig städtebauliche Rahmenpläne mit den Entwicklungsschwerpunkten "Arbeiten und Wohnen" beschlossen, registriert der Bericht weiter.
Betont wird das Bestreben der Stadt, für die Kommune "kostenneutrale Lösungen" und damit Partner zu finden. Als vorbildlich wird die Entwicklungsgesellschaft GML Gewerbepark Münster-Loddenheide GmbH für das größte ehemalige Kasernengelände bezeichnet, für die sich außer der Stadt sowohl die Westdeutsche Landesbank als auch die Sparkasse zur Verfügung stellen. Hier können zahlreiche Arbeitsplätze in vielfältigen Bereichen vom Dienstleistungspark bis zum Industriegelände entstehen. Nicht unbeachtet blieb, daß Münster in der Loddenheide auch das schwierige Problem einer Entmunitionierung des im Zweiten Weltkrieg stark zerbombten Geländes in den Griff bekommt, obwohl deswegen weite Teile der Bodenoberfläche zunächst abzutragen sind.
Gelobt wird Münster, daß sie für jede der vier Kasernen einen anderen jeweils bestgeeigneten Weg gefunden hat. So erwähnt der Bericht den Umbau der Kasernenbauten am Hohen Heckenweg in Coerde zu Gebäuden, die 200 öffentlich geförderte Wohnungen aufnehmen können. Während die Stadt hier eine Baugesellschaft aus dem Ruhrgebiet gefunden hat, um ihr Ziel zu erreichen, setzt sie an der Grevener Straße die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft als Käufer und Bauherrin für die Umbauten der denkmalgeschützten Kasernenblöcke ein.
Forschung soll helfen Bei der "Winterbourne-Kaserne" am Holtmannsweg in Coerde lobt der Report die Stadt dafür, vor einem unlösbar erscheinenden Problem nicht zu kapitulieren. Die hier stehenden alten Speichergebäude sind für gewerbliche Zwecke nur schwer vermarktbar, ihr Abriß ist zu teuer. Falls es nicht gelingt, kurzfristig einen geeigneten Nutzer zu finden, soll dieses Projekt Gegenstand von Forschungen des Bundes "Städte der Zukunft" werden; Münster ist hier als Modellstadt aufgenommen worden.