Münster (SMS) Wer in Münster eine Wohnung kaufen will, muss zurzeit noch mehr Geld mitbringen als schon in den Vorjahren. Wer sich für ein unbebautes Grundstück interessiert, muss zwar nicht tiefer in die Tasche greifen – aber findet vielleicht gar keins. Beides geht aus dem aktuellen Halbjahresbericht zum Grundstückmarkt in Münster hervor, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte veröffentlicht hat. Für die Bilanz der ersten Jahreshälfte 2020 hat der Ausschuss knapp 1250 Kaufverträge für Wohnungen, bebaute und unbebaute Grundstücke ausgewertet – ebenso viele wie im ersten Halbjahr 2019. Insgesamt wurden aber nur 471 Millionen Euro umgesetzt – 24 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum (634 Millionen).
Die Experten des Ausschusses setzen die Zahlen ins Verhältnis: „Bei den unbebauten Grundstücken gibt es 40 Prozent weniger Kaufabschlüsse als im Vergleichshalbjahr 2019. Das kann daran liegen, dass es zurzeit zu wenig Angebote gibt. Weiteres Wohnbauland in Münster zu entwickeln, ist sehr wichtig“, sagt Jochen Marienfeld, Vorsitzender des Gutachterausschusses. 37 Grundstücke für den individuellen Wohnungsbau wurden verkauft (2019: 68), das Bauland dafür blieb mit 230 bis 720 Euro pro Quadratmeter ebenso teuer wie 2019. Der Geldumsatz für unbebauten Grund sackte jedoch insgesamt um 70 Prozent ein.
Auch bebaute Grundstücke wechselten weniger häufig den Besitzer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, es gab 15 Prozent weniger Käufe und einen um 30 Prozent geringeren Geldumsatz. „2018 und 2019 waren aber überdurchschnittlich starke Jahre, da ist ein Vergleich schwierig“, ergänzt Karl Wendland, stellvertretender Vorsitzender des Gutachterausschusses. Bei gebrauchten Ein- und Zweifamilienhäusern stagnierten die Preise im Mittel bei rund 4000 Euro pro Quadratmeter. Für Doppelhaushälften und Reihenhäuser stiegen sie um etwa zehn Prozent (Mittelwert 3500 Euro/Quadratmeter), während weiterverkaufte Mehrfamilienhäuser um rund fünf Prozent günstiger wurden (Mittelwert 3000 Euro/Quadratmeter).
Dass die Anzahl der Kaufverträge insgesamt auf hohem Niveau blieb, ist der großen Zahl verkaufter Eigentumswohnungen geschuldet. Allein 320 neu erbaute Wohnungen wurden stadtweit zwischen Januar und Juni 2020 verkauft (2019: 130), der Durchschnittpreis lag bei knapp 7000 Euro pro Quadratmeter. „Die meisten dieser Wohnungen befinden sich in einem neuen und sehr hochpreisigen Objekt, die Preissteigerung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 liegt deshalb bei mindestens zehn Prozent“, erklärt Wendland. Ebenfalls um zehn Prozent teurer wurden gebrauchte Wohnungen in den äußeren Stadtteilen, sie kosteten durchschnittlich 2500 Euro pro Quadratmeter. Um etwa fünf Prozent stiegen die Preise für weiterverkaufte Wohnungen in Zentrumsnähe oder am inneren Stadtrand (Mittelwert 3500-4000 Euro/Quadratmeter).
„Die Stadt Münster ist mit etwa 2000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr und dem Wohnbaulandprogramm schon sehr aktiv, um steigenden Preisen und knappem Angebot entgegen zu wirken. Aber noch machen sich diese Maßnahmen nicht bemerkbar, die Abwanderung ist bereits im Gange“, sagt der Ausschussvorsitzende Marienfeld. Um die Kostenspirale zu stoppen, müsse man auf Dauer auch die Bodenpreise dämpfen. Zumindest das Bauland für Geschosswohnungen aber wurde im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 teurer. Die Auswertung des Grundstücksmarktes im ersten Halbjahr 2020 ist im Stadtportal unter www.muenster.de/stadt/gutachter abrufbar.
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