Münster (SMS) Der münstersche Kaplan und Chronist Nicolaus Lepping hielt fest, dass am 4. Juli 1814 in allen Pfarrkirchen der Stadt und im Dom ein Seelenamt für die im Jahr zuvor gefallenen Soldaten des Krieges gegen Frankreich gehalten wurde. In jeder Pfarrkirche wurde eine Gedächtnistafel aufgehängt mit den Namen der Getöteten. Die Tafeln existieren nicht mehr, aber das Stadtarchiv bewahrt zumindest Fotos von Gedenktafeln der gefallenen Soldaten auf und lädt mit einem Online-Themenabend am Donnerstag 25. März, zu einer Zeitreise ins frühe 19. Jahrhundert ein.
Der Krieg wirkte sich in Münster nicht nur durch das Aufhängen von Gedenktafeln aus. Im ehemaligen Franziskanerkloster stand für Verwundete das Provinzial-Lazarett bereit. Außerdem gründete sich ein Frauenverein, der kranke und verwundete Soldaten unterstützte. Die am Krieg gegen Frankreich beteiligten Kommandeure, Offiziere und Soldaten gehörten zum 4. Westfälischen Landwehr-Infanterie-Regiment, das Ende 1813 aufgestellt worden war, damals meldeten sich 62 Männer freiwillig. Viele Soldaten desertierten jedoch, so dass die Aufrufe zur freiwilligen Kriegsteilnahme zwischen 1813 und 1815 zum Alltag gehörten. 1815 begann die entscheidende Phase des Kriegs gegen Napoleons Truppen. Westfälische Landwehreinheiten übernahmen dabei und auch an der Schlacht von Waterloo eine entscheidende Rolle.
Die Schicksale der Gefallenen und die Lebenswege der Heimkehrer sind bisher noch nie dokumentiert worden. Dr. Dirk Ziesing aus Bochum, der sich seit vielen Jahren mit der westfälischen Geschichte speziell in der napoleonischen Ära befasst, hat dazu geforscht. 2019 hat er ein umfangreiches Werk zum 4. Westfälischen Landwehr-Regiment publiziert.
Beim Themenabend im Stadtarchiv stellt Ziesing die Lebenswege der Regimentsmitglieder und Kriegsteilnehmer aus Münster vor. Zu den prominenten Opfern zählte unter anderem Joseph Schweling, der 1794 geborene Sohn des münsterischen Bürgermeisters Johann Schweling. Er fiel in der Schlacht bei Ligny in Belgien, zwei Tage vor der Entscheidungsschlacht bei Waterloo.
Info: Der Vortrag wird aus dem Stadtarchiv am 25. März ab 18 Uhr live im Internet übertragen und steht danach noch weitere 14 Tage zum Abruf bereit. Der direkte Zugang ist über www.stadt-muenster.de/archiv oder den Link www.twitch.tv/stadtarchivms möglich. Wer später noch einmal hineinhören möchte, hat zwei Wochen Zeit dazu. So lange bleibt das Online-Angebot aktiv.
Abbildung: Soldaten auf dem Weg zur Schlacht bei Waterloo, 1815. Abbildung: Dirk Ziesing. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.