Münster (SMS) Angela Merkel hat sich eingetragen und Joachim Gauck – 2013, als er noch Bundespräsident war. Armin Laschet durfte bereits mehrmals unterzeichnen, ebenso wie Frank-Walter Steinmeier und der Dalai Lama. Die Unterschrift von Willem Alexander aus den Niederlanden findet sich und – mehr als 40 Jahre zurückliegend - die von Queen Mum. Im Goldenen Buch der Stadt Münster verewigen sich prominente Gäste, hochrangige Politiker, Monarchen, alteingesessene Unternehmer und frisch gekürte Preisträger auf edlem Papier.
Einträge von Diplomaten aus Vietnam und Montenegro stehen in dem aktuellen Exemplar ebenso wie die der Stadtschützen und der münsterschen Braumeisterin Barbara Müller. Vitali Klitschko kam nach der Einweihung des Boxzentrums im Sommer 2013 zum Empfang in den Friedenssaal, wo das Goldene Buch traditionell aufgeschlagen wird. Er zeichnete liebevoll ein Herz hinein. Der verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt hinterließ seine Grüße 2012, als er den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens der Stadt Münster entgegennahm. Mit dem Empfang der australischen Botschafterin am vergangenen Dienstag (8. September) aber wurde eine der letzten Seiten des Bandes aufgeschlagen, der seit 2011 genutzt wurde.
Das neue Goldene Buch für Münster bekam Oberbürgermeister Markus Lewe schon zwei Tage später aus den Händen all derer, die an seiner Entstehung beteiligt waren. Denn schon die Fertigstellung eines solchen Bandes hängt an vielen Traditionen: Die Druckerei Burlage stiftet das hochwertige Papier, Buchbindermeister Ansgar Burlage stellte Buch, Einband und die schützende Kassette her. Der Einband wird geschmückt in den Werkstätten des Juwelierhauses J.C. Osthues – und das wahrscheinlich bereits seit 1907, als in Münster das erste Goldene Buch aufgeschlagen wurde. Vorschläge, welches Motiv den festen Umschlag zieren könnte, darf der Oberbürgermeister machen.
Waren es 2011 silberne Reliefs von Dom und bekannten Skulpturen, findet sich auf dem Einband des neuen Goldenen Buchs eine experimentellere Darstellung, die der Künstler Qiwei Zhang entworfen hat. Sie verbindet traditionelle Motive, verschiedene Elemente und die chinesische Kultur. Hinter Sicherheitsglas befindet sich ein flacher Behälter mit destilliertem Wasser, hellblau eingefärbt liegt dahinter die Kontur des Aasees. Um den Wasserbehälter herum gibt es ein gelbes und ein rotes Quadrat aus Acrylglas – zusammen mit dem zum großen Teil weißen Hintergrund symbolisieren diese Farben das Wappen der Stadt Münster.
Eine eingelassene Bambusplatte soll darauf hindeuten, dass in der Geschichte der Zivilisation Bücher aus verschiedenen Materialien hergestellt wurden - darunter auch Bambus. Rechts unten befindet sich ein chinesisches Schriftzeichen, das nach oben strebt und Wachstum bedeutet. Der Goldene Hahn aus vergoldetem Silber – Wahrzeichen der Stadt und traditionelles Trinkgefäß bei vielen Einträgen ins Goldene Buch – ziert die obere rechte Ecke des Einbandes.
Immerhin seit 2002 ist Christoph Geitel eng mit der Tradition der Goldenen Bücher verbunden. Der Mitarbeiter aus dem Stadtplanungsamt hat sich der Kalligraphie verschrieben und verzeichnet vor jedem Eintrag den Namen des Gastes und das Datum des Empfangs in sorgfältig geschwungener schwarzer Tuscheschrift oben auf der jeweiligen Seite – ein Fehler ist ihm dabei noch nie unterlaufen.
Für Geitels Vorarbeit und natürlich für den Empfang selbst wird das Goldene Buch zunächst aus einem Safe im Stadtweinhaus und dann aus seiner festen Kassette geholt. Deren Ecken sind nach den Jahren schon etwas angeschlagen, das Buch selbst aber ist makellos. Kein Wein- oder Wassertropfen aus dem Goldenen Hahn, kein Fleckchen Wachs der Kerzen, die für die Friedenssaalempfänge angezündet werden, verschmutzt das Papier.
Schließlich sorgen die Veranstaltungsbetreuer aus dem Stadtweinhaus und die Mitarbeiter aus dem Büro des Oberbürgermeisters dafür, dass alles nach Plan läuft. Das Goldene Buch wird auf einer Samtdecke platziert, der Goldene Hahn mit Samthandschuhen daneben gesetzt, der Füllfederhalter frisch aufgezogen und kurz eingeschrieben. So kann beim Eintrag nichts mehr schiefgehen – bis auf kleine Verspätungen der Gäste, die das Veranstaltungsteam nicht beeinflussen kann.
Das allererste Goldene Buch der Stadt Münster wurde 1907 gestiftet, anlässlich eines besonders hohen Besuchs: Am 29. August stieg Kaiser Wilhelm II. am Bahnhof aus seinem Zug, wurde umjubelt in die Stadt geführt und trug sich im Friedenssaal in den eigens für ihn frisch aufgeschlagenen Band ein. Bis heute gibt es acht solcher Bücher – inklusive der neuen Ausgabe. Die Tradition aber lässt sich sogar zurückverfolgen bis 1817. Damals war König Friedrich Wilhelm III. im Friedenssaal zu Besuch und regte an, diesen bedeutenden Raum zu erhalten und zugänglich zu machen. Stadtrat Max von Boeselager übernahm daraufhin die Initiative, hier ein Gästebuch auszulegen. Das erste Exemplar von 1817 und die Folgebände befinden sich in den Beständen des Stadtarchivs, ebenso wie die Goldenen Bücher der Folgezeit.
Foto: Queen Mum von England trug sich im Oktober 1978 ins Goldene Buch der Stadt Münster ein, der damalige Oberbürgermeister Dr. Werner Pierchalla empfing Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon zur 330-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Zur Einweihung des Boxzentrums Münster kam 2013 Vitali Klitschko zum Empfang mit Oberbürgermeister Markus Lewe in den Friedenssaal – und verewigte sich mit einem Herzen im Goldenen Buch. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Der Dalai Lama besuchte Münster mehrfach. 2007 nahm er die Ehrendoktorwürde der Universität an und traf den damaligen Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann im Friedenssaal. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Künstler Qiwei Zhang, Buchbindermeister Ansgar Burlage (v. l.), und Nico Osthues, Inhaber des Juwelierhauses J.C. Osthues (r.), kamen im Friedenssaal zusammen, um Oberbürgermeister Markus Lewe das neue Goldene Buch der Stadt Münster zu übergeben. Foto: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.