Münster (SMS) Im August 2020 hatte der Rat der Stadt Münster die Entwicklung zweier neuer urbaner Stadtquartiere in Gievenbeck – südwestlich der Steinfurter Straße und westlich der Busso-Peus-Straße – beschlossen. Zu den sogenannten Modellquartieren 1 und 2 fand 2022 ein Werkstattverfahren im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie Expertinnen und Experten statt, um grundlegende Ideen für die Quartiere zu entwickeln und zu diskutieren. Auf Basis der Ergebnisse dieses Prozesses sowie weiterer Ausarbeitungen beauftragte der Rat in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch (10. Mai) die Verwaltung, einen städtebaulichen-landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb zum Quartier westlich der Busso-Peus-Straße (Modellquartier 2) durchzuführen. Die Stadt plant darüber hinaus, dem Rat noch in diesem Jahr eine entsprechende Vorlage für das Modellquartier 1 zum Beschluss vorzulegen.
Auf Grundlage der Werkstattverfahren erarbeitete ein beauftragtes Planungsbüro im vergangenen Jahr zwei Perspektivpläne. Sie zeigen auf, dass zwei Quartiere mit Modellcharakter entstehen sollen, die unter anderem in den Bereichen Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Vielfalt und Mobilität neue Maßstäbe für Münster setzen. Sie sollen bezahlbaren Wohnraum und Raum für neue Wohnformen bieten sowie autoarm – in weiten Teilen sogar autofrei – sein. Dem öffentlichen Raum kommt als Ort für Begegnung eine zentrale Rolle zu. Ziel ist es außerdem, über eine attraktive Freiraumgestaltung die Klimaresilienz der neuen Quartiere zu stärken.
Modellquartier 2: Wissenschaft, Forschung und Wohnraum
Das Modellquartier 2 umfasst den Bereich zwischen dem Gievenbecker Weg im Norden, der Busso-Peus-Straße im Osten, der Von-Esmarch-Straße im Süden und der Waldorfschule im Westen. Übergeordnetes Ziel ist ein nutzungsgemischtes Quartier für Wissenschaft und Forschung mit Wohnraum und Bildungsangeboten (Erweiterung der Waldorfschule). Es soll eine Brücke zwischen dem Stadtteilzentrum Gievenbeck und dem naturwissenschaftlichen Zentrum östlich der Busso-Peus-Straße bilden.
Mit dem Auftrag des Rates an die Verwaltung, für dieses Areal einen Realisierungswettbewerb durchzuführen, hat der Rat heute auch gleichzeitig die städtebaulichen Kennwerte beschlossen. Demnach sind von dem 18 Hektar großen Quartier rund 10 Hektar als Baufläche vorgesehen. Hier sollen auf einer Geschossfläche von rund 95.000 Quadratmetern Arbeitsplätze – mit dem Schwerpunkt Wissenschaft und Forschung – entstehen. Eine Geschossfläche von rund 72.000 Quadratmetern soll für Wohnraum zur Verfügung stehen. Vorgesehen sind hier rund 600 Wohneinheiten zuzüglich 300 Studierendenapartments für insgesamt etwa 1.800 neue Bewohnerinnen und Bewohner. Das Wohnungsangebot soll insbesondere ein finanziell leistbares Wohnen im Sinne der „Sozialgerechten Bodennutzung Münster“ (SoBoMü) ermöglichen und somit einen Beitrag zur Entlastung des Wohnungsmarktes in Münster leisten. Darüber hinaus sind auch die Freiraumplanung sowie ein intelligentes Entwässerungskonzept zentrale Komponenten für die weitere Entwicklung des Quartiers.
Realisierungswettbewerb mit Öffentlichkeitsbeteiligung
Im nächsten Schritt – voraussichtlich noch im 2. Quartal dieses Jahres – lobt die Stadt den Realisierungswettbewerb aus. Aufgrund der vielseitigen Anforderungen sind Bearbeitungsgemeinschaften bestehend aus Expertinnen und Experten der Bereiche Stadtplanung, Landschaftsarchitektur sowie Siedlungswasserwirtschaft zur Teilnahme am Wettbewerb berechtigt. Zielvorgabe ist es, einen städtebaulich-landschaftsplanerischen Entwurf zu erstellen. Ein Preisgericht wählt abschließend den besten Lösungsansatz aus. Bereits im Rahmen des Werkstattverfahrens hat die Stadt die Öffentlichkeit intensiv beteiligt. Auch vor der Preisgerichtssitzung sollen Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, Anmerkungen zu allen eingereichten Entwürfen abzugeben.
Der Perspektivplan für das Modellquartier 2 liegt mittlerweile in einer aktualisierten Form vor. Eingeflossen sind hier zusätzliche Erkenntnisse aus einem Verkehrs- und Mobilitätskonzept, das das Amt für Mobilität und Tiefbau der Stadt Münster erstellt hat. Darin sind unter anderem Empfehlungen für den Fuß-, Rad- und den motorisierten Verkehr im neuen Quartier enthalten. Ebenfalls berücksichtigt sind Ergebnisse eines Workshops zur Konkretisierung der Flächenbedarfe von Wissenschaft und Forschung, der im Februar dieses Jahres stattfand.
Die Ergebnisse des Werkstattverfahrens, das Verkehrs- und Mobilitätskonzept sowie der aktualisierte Perspektivplan lagen dem Rat zur Entscheidungsfindung vor und bilden auch die Basis für den nun anstehenden Realisierungswettbewerb.
Der Rat stimmte darüber hinaus einem Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Volt und Linken zu, der den Planungen einen zusätzlichen Fokus auf neuen Wohnraum für Auszubildende sowie benachteiligte Zielgruppen wie Obdachlose vorgibt.