28.09.1998

Lutz Rupprecht hat die "gebaute Stadt" im Gleichgewicht gehalten

Oberbürgermeisterin Tüns verabschiedet den Stadtbaurat am Mittwoch im Rat

(SMS) Länger als jeder seiner Vorgänger im Münster nach dem Zweiten Weltkrieg hat Dipl.-Ing. Lutz Rupprecht (63) an der Spitze der Bauverwaltung die Entwicklung der Stadt wesentlich mitgeprägt. Am Mittwoch, 30. September, wird der Stadtbaurat nach 20 Amtsjahren im Rat in den Ruhestand verabschiedet.

"Alle, die mit Stadtbaurat Rupprecht zusammengearbeitet haben, bescheinigen ihm die Kombination von enormer Fachkompetenz mit der Fähigkeit zu fairer, allein an der Sache orientierter Kooperation", heißt es in einer Würdigung von Oberbürgermeisterin Marion Tüns. "Über den Details hatte er immer das Ganze der Stadtentwicklung im Blick. Und über dem Ziel, die Stadt als Ganzes im Gleichgewicht zu halten, hat er nie die Bedeutung des Details aus dem Auge verloren."

Lutz Rupprecht, der 1935 in Magdeburg geboren wurde und 1978 als Stadtbaurat von Iserlohn nach Münster wechselte, zeichnete für ein ganzes Bündel von Grundlagenplanungen veranwortlich. In die ersten Jahre seiner Amtszeit fiel die Verabschiedung eines Flächennutzungsplanes, die letzten Jahre waren über das sogenannte Raumfunktionale Konzept bereits durch den künftigen Flächennutzungsplan mitbestimmt. Innenstadtprogramm, Leitplan Stadterneuerung, Generalverkehrsplan 1986, Handlungsprogramm Wohnen, zivile Umnutzung militärischer Liegenschaften und Erneuerungsschwerpunkt Südost - das sind Stichworte für einige weitere Planungen, die die Entwicklung und das Erscheinungsbild der Stadt bestimmt haben und bestimmen werden.

In den Neubau öffentlicher Gebäude investierte die Stadt in seiner Amtszeit rund 350 Millionen Mark. Beispiele sind die Sporthalle Berg Fidel, Stadtbücherei und Stadtmuseum, mehr als ein Dutzend Kindertagesstätten und zwei Grundschulen. Nochmals weit über 300 Millionen Mark wandte die Stadt für die Sanierung und Instandhaltung unter anderem von Schulen und Objekten wie Rathaus/Stadtweinhaus oder Zwinger auf.

Münster hat sich in diesen zwei Jahrzehnten gewandelt. Der 2. Tangentenring mit der Torminbrücke wurde fertiggestellt. Kinderhaus, Hiltrup, Mecklenbeck und Gievenbeck wurden zu Schwerpunkten des Wohnungsbaus. Zentrum Nord, Bereiche entlang der Weseler Straße und der Wissenschaftspark entwickelten sich zu hochwertigen Dienstleistungsstandorten. Industrie- und Gewerbegebiete am Hessenweg, am Schiffahrter Damm, in Nienberge und im Hafenbereich sowie der Technologiepark und der Gewerbepark Loddenheide schaffen die Voraussetzung für neue Arbeitsstätten.

Der neue Stadtpark Wienburg entpuppte sich schnell als beliebtes Stück "grünes Münster", die Erneuerung der Promenade sicherte ein erstrangiges innerstädtisches Natur- und Kulturdenkmal. Weniger offensichtlich, aber nicht weniger wichtig: das Programm zur Erneuerung der Kanalisation, einschließlich Hauptsammler II und III, sowie die Erweiterung der Hauptkläranlage.

"Stadtbaurat Rupprecht hat nie sich selbst, sondern immer ausschließlich die Sache in den Vordergrund gestellt. Und für die Sache stand er ein, selbst auf die Gefahr hin, zwischen die Fronten widerstreitender Interessen zu geraten", so Oberbürgermeisterin Tüns. Innerhalb seines Dezernates hat er die Selbstverantwortung seiner Ämter und die Zusammenarbeit zwischen diesen Ämtern gestärkt. Ein Amtsleiter im Rückblick: "Er war für mich der beste Vorgesetzte, den ich je hatte."

Lutz Rupprecht hat sich immer von gesamtstädtischen Interessen leiten lassen. Und die nachhaltige "Stadt der Zukunft", so seine Überzeugung, ist zwingend auf die Kooperation mit der "Region der Zukunft" angewiesen.

Er verweist auf erste gemeinsame Ansätze im Zweckverband für den Schienenpersonennahverkehr. Sparsamer Flächenverbrauch, Verkehrsvermeidung, wirtschaftlicher Umgang mit Ressourcen - das verlange geradezu nach einer regional abgestimmten Planung, sei es für Wohn- und Arbeitsstandorte, für regional bedeutsame Kultureinrichtungen, für Einzelhandelsbetriebe, Freizeitanlagen, Schulen oder Abfallwirtschaftsanlagen. Stadtbaurat Rupprecht: "Die Zukunftsfähigkeit der Stadt und der Region wird sich daran beweisen, ob sie regional getragene, partnerschaftliche Strategien für die Lösung dieser Aufgaben findet."