(SMS) Was haben Renate aus dem amerikanischen Orlando, Matthias aus Wolfsburg, Enno aus Münster und Luiz aus Brasilien gemeinsam? Sie alle sind beim Surfen im "publikom" - Münsters Stadtinformationssystem im Internet - auf das digitale Gästebuch gestoßen und haben in einigen Zeilen ihre Meinung über Münster hinterlassen. Ob als Besucher, als studentischer Neu-Münsteraner, als "Alteingesessener" oder als „Ehemaliger“ fern der Heimat - die meisten äußern sich positiv über die Hochschulstadt. Täglich wird die Liste länger - mit witzigen, sachlichen, sentimentalen und kuriosen Einträgen aus aller Welt.

Viele können das alte Zuhause nicht vergessen und freuen sich, wie Jochen aus Dortmund, wenn sie mal wieder "etwas virtuelle Heimatluft schnuppern" können. "Ich habe Heimweh nach Münster", seufzt Jürgen aus Jülich. Dabei hat der 58jährige inzwischen mehr als die Hälfte seines Lebens jenseits von Westfalen zugebracht. "Sehnsucht? - Unvorstellbar groß!", gesteht ein Portugiese mit den eindrucksvollen Namen Helder Constantio Silveiro. Zwölf Jahre hat er in Münster-Hiltrup gelebt, und heute in Lissabon denkt er gern an die Zeit zurück.

Das beste Mittel gegen Sehnsucht nach Münster ist Heimfahren, haben einige der Gästebuch-Schreiber entdeckt. So scheut ein Wolfsburger sich nicht, 260 Kilometer zurückzulegen, um in Münster "mal so richtig gut einkaufen und essen zu gehen." Ein Katzensprung im Vergleich zur Entfernung, die Renate aus Orlando überwinden muß.

Seit 25 Jahren lebt die gebürtige Münsteranerin nun schon in den USA, verrät sie. Aber das Josefsviertel und die Hermannschule hat sie auch in Florida nicht vergessen. Vielleicht erinnert sich jemand an sie und möchte ihr schreiben, hofft sie. Demnächst wird sie nach langer Zeit Münster zusammen mit ihren Schwestern besuchen: "Wir freuen uns auf gutes Altbier - hoffentlich ist das Wetter einigermaßen“, heißt es aus dem Sonnenstaat.

Wer Münster einmal besucht hat, vergißt die Stadt nicht so schnell. Wie Alex aus Holland, der sich als "Fahrrad-Fanatiker" in Münster pudelwohl fühlte, oder Luiz aus Brasilien, der sich gern an die münsterschen Freunde erinnert. Maire aus Estland empfiehlt jedem einen Besuch, "weil Münster is something special". Das hofft auch ein bayrisches Ehepaar: "Wir sind seit dreißig Jahren verheiratet und wollen unser besonderes Jubiläum nutzen, uns Münster und Osnabrück anzusehen. Wir möchten dort oben im Münsterland unseren ganz persönlichen Westfälischen Frieden nach unserem ganz persönlichen Dreißigjährigen Krieg beschließen."

Nicht nur Gäste, sondern auch viele Münsteraner tragen sich ins Gästebuch unter der bekannten Adresse www.muenster.de ein und geben ihren Kommentar zum Stadtleben ab - "Münster ist einfach genial", "Titanick tat Münster gut". Man grüßt Freunde, knüpft Kontakte per E-mail oder sucht Verabredungen zum Chatten. Wer es weniger digital mag, kann dem Beispiel von Enno folgen: Er grüßt alle Münsteraner, die am Aasee wohnen, und lädt sie "zu einer Tasse Ostfriesentee" ein. Nur für eines ist das Gästebuch nicht gedacht: politische Diskussionen. Die gibt es an anderer Stelle in zahlreichen Diskussionsforen im publikom.