Münster (SMS) Die Dominikanerkirche ist ein frühbarockes Baudenkmal in bester Innenstadtlage. Sie gehört seit 130 Jahren der Stadt Münster und soll auch künftig - nachdem sie profaniert und umgestaltet ist - als "Ort der Partizipation und des Bürgerdialogs" in städtischem Besitz bleiben. Das schlägt die Verwaltung in einer Ratsvorlage vor, die am 4. September eingebracht wird. Neben einem Forum für Ausstellungen, Konzerte, Andachten und Versammlungen empfiehlt sich das Gebäude zwischen Salzstraße und Julius Voos-Gasse zugleich als dauerhafter Standort für das Münster-Modell.
Viele Jahre diente der Sakralbau der Universität als katholisches Gotteshaus. Aus diesem Vertrag zog sie sich 2007 zurück, die Kosten für den Betrieb und die Bauunterhaltung trägt seit sechs Jahren die Stadt. Bis heute finden in der Basilika gelegentlich Angebote der theologischen Fakultät - Orgelstunden, City-Advent - statt. Zum Sommer 2014 möchte die Stadt im Einverständnis mit der Hochschule diese Nutzungen beenden.
"Die Zentralität, die Würde und die Ausstrahlung prädestinieren das Gebäude für eine öffentliche, lebendige wie auch zurückhaltende Nutzung für alle Bürger", sagt Stadtdirektor Hartwig Schultheiß. Die zentrale Lage unweit von Rathaus und Prinzipalmarkt und die Architektur des schlichten wie großzügigen Innenraumes seien ideale Voraussetzungen für eine Stätte, an der sich die Münsteraner einbringen können - in Diskussionen, in Planungsprozesse zur Stadtgestaltung, in Bürgerforen. "Das wäre an diesem herausragenden Standort eine echte Bereicherung für unsere Stadt", unterstreicht der Dezernent für Planung den großen Bedarf an hochwertigen und das historische Rathaus entlastenden Räumen in der Innenstadt.
Absage an Verkauf
Mit der Dominikanerkirche besitzt die Stadt ein Schmuckstück, das überdies den Ausgangspunkt des barocken Dreiklangs mit Clemenskirche und Erbdrostenhof bildet. Einem Verkauf erteilt sie daher ebenso eine Absage wie einer marktüblichen kommerziellen Nutzung. "Viel zu wertvoll ist das Potential an diesem städtebaulich sensiblen Eingangstor zur Altstadt", führt Hartwig Schultheiß aus. Nach der Öffnung des Giebels an der alten Klostermauer hat sich der Durchgang zwischen dem Alten Steinweg und der Salzstraße zu einem lebhaft frequentierten Bereich mit Platzcharakter entwickelt.
Auf Dauer könne dort das Münster-Modell seinen Platz finden - als Fixpunkt in einem Bürgerforum für Fragen und Gespräche zur Stadtplanung, Stadtgestaltung und zu konkreten Projekten im Städtebau. Von der Stadt Münster vor wenigen Jahren initiiert und vom gleichnamigen Verein sowie von vielen privaten Spendern und Sponsoren voran getrieben, bildet das auch für Touristen attraktive Modell in 500facher Verkleinerung die Architektur Münsters ab. Inzwischen ist es auf über 60 Platten von je einem Quadratmeter angewachsen, jeder Transport setzt ihm zu.
Hauptwahlbüro für Briefwahlen
Auch für einzelne städtische Dienstleistungen ist das Bauwerk eine Option. Etwa als Hauptwahlbüro für Briefwahlen, sollte der Stadthaussaal am Platz des Westfälischen Friedens (Rathausinnenhof) künftig nicht mehr für seinen bisherigen Nutzungsmix zur Verfügung stehen.
Um das Gebäude für Kultur, Begegnung und Bürgerbeteiligung nutzen zu können, kalkuliert die Stadt rund 908 000 Euro. Dazu gehören der Rückbau des Mittel-Altars, der Einbau eines Lastenaufzuges, eine barrierefreie Erschließung, neue Sanitäranlagen sowie - in einem zweiten Bauabschnitt 2015 - Maßnahmen für EDV und Innenausbau. In dieser Investition bereits enthalten ist der aktuell anstehende Grundsanierungsbedarf (302 000 Euro). Noch einmal 580 000 Euro sind für Instandsetzungen an Hauptdach und Seitenschiff veranschlagt, die in den nächsten fünf Jahren zwingend für den Erhalt der Kirche anfallen.
Die Dominkanerkirche, 1708 bis 1725 nach Entwürfen des Architekten Lambert Friedrich Corfey gebaut, diente in ihrer langen Geschichte als Klosterkirche, sie war Ausrüstungsdepot für Soldaten der Landwehr, Schulkirche für das städtische Realgymnasium und zuletzt Universitätskirche. Seit 1881 ist sie im Besitz der Stadt Münster, die sie 1988 unter Denkmalschutz stellte. Mit einem Ort für Begegnung und Bürgerdialog würde ein weiteres Kapitel aufgeschlagen.
Fotos (2 Motive):
Die Dominikanerkirche an der Salzstraße. - Fotos: Presseamt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.