Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
D-48143 Münster
Tel. 02 51/4 92-45 03
Fax: 02 51/4 92-77 26
museum
@stadt-muenster.de
Öffnungszeiten:
dienstags - freitags
10-18 Uhr,
samstags, sonn- und feiertags 11-18 Uhr,
montags geschlossen,
besondere Öffnungszeiten im Zwinger
Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen werden unter Aktuell bekannt gegeben.
Rollstuhlgerechte Einrichtung
Der Eintritt ist frei.
Reinhard Herrmann wurde am 7. September 1923 in Münster geboren. Anregungen für seine spätere Tätigkeit als Illustrator erhielt er durch seinen Vater, der Theologieprofessor an der Universität in Münster und Sammler alter Grafik war. Nach dem Abitur begann er 1942 in Münster das Studium der Kunstgeschichte und Germanistik. Gleichzeitig besuchte er die Grafikklasse der damaligen Meisterschule des deutschen Handwerks unter der Leitung von Hans Pape. Nach Kriegsende wandte er sich ganz der Grafik zu und studierte 1947 an der Landeskunstschule Hamburg. Wegen der schwierigen Ernährungslage kehrte er im gleichen Jahr nach Münster zurück und beendete 1948 sein Studium bei Hans Pape.
Mit dem Grafiker Reinhard Herrmann stellt das Stadtmuseum Münster neben Friedrich Gebhart in diesem Jahr einen zweiten Lehrenden der Werkkunstschule - der späteren Fachhochschule für Design - in Münster vor. Seit 1955, insgesamt über 35 Jahre lang, hat Herrmann junge Studierende mit großer Hingabe unterrichtet und wesentlich dazu beigetragen, dass der Fachbereich Design bundesweit hohes Renommee erlangte. In seinen Kursen gab er die Grundlage für sein eigenes Werk weiter: handwerkliche Solidität und ästhetische Klarheit sollen dazu führen, das anschauliche Denken zu beleben.
Bis zu seinem Tod im Jahr 2002 war Reinhard Herrmann zudem freischaffend und in den ersten Jahren nach dem Studium auch als Werbegrafiker tätig. Bereits seine frühen Arbeiten aus den 1940er und 1950er Jahren zeigen eine große Schaffensbreite. Neben freien Holzschnitten mit religiösen Themen, eher privaten Aquarellen, teilweise in Verbindung mit handgeschriebenem Text in Buchform, stehen frühe Auftragsarbeiten für Holzschnittillustrationen in Leseheften. Seinen ersten größeren Auftrag erhielt er 1949 vom Verlag Aschendorff in Münster für die Schulfibel "Das erste Jahr", die er gemeinsam mit seiner Studienkollegin und späteren Ehefrau Ulla Rottmann gestaltete. Dieses Werk stellt den Beginn eines wesentlichen Kernpunktes in seinem Oeuvre dar: Die Illustration von Kinderbüchern.
Großen Erfolg hatte 1954 das zweiteilige Schulbuch "Komm wir lesen" des gleichen Verlages. Ganze Generationen von Kindern haben mit diesem Schulbüchern aus den Jahren 1967/1968 Lesen und Schreiben gelernt. Bereits 1956 begann seine Zusammenarbeit mit dem Verlag Ernst Kaufmann, für den er unter anderem den Adventskalender zum Basteln und Vorlesen "Der Weg zur Krippe" gestaltete, ebenso wie die 1973 begonnenen Illustrationen zur Elementarbibel. Diese in einfache Sprache gefasste Kinder- und Schulbibel entstand über einen Zeitraum von zwanzig Jahren in acht Teilen, bevor sie 1998 als überarbeitete Gesamtausgabe veröffentlicht wurde. Als 1993 der letzte Einzelband erschien, hatte Reinhard Herrmann für dieses Werk über 740 Abbildungen gezeichnet. Internationales Ansehen erlangten zudem seine biblischen Kinderbücher für das Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, die durch eine damals völlig neuartige Gestaltungsweise auffielen. 1997 erschien mit "Aurelius und der Schafsdieb" das letzte von ihm illustrierte Kinderbuch.
Eine Hauptaufgabe der Buchillustration sah Herrmann darin, Text und Darstellung sinnvoll aufeinander abzustimmen. Diese Zweckbestimmung der Illustration als bildliche Vermittlerin des Inhalts ist bei Reinhard Herrmann verbunden mit einer hohen historischen Authentizität, die allen seinen biblischen Illustrationen eigen ist. Im Bereich der biblischen Kinderbücher hat Reinhard Herrmann damit Maßstäbe gesetzt, die noch lange Gültigkeit haben werden.