Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
D-48143 Münster
Tel. 02 51/4 92-45 03
Fax: 02 51/4 92-77 26
museum
@stadt-muenster.de
Öffnungszeiten:
dienstags - freitags
10-18 Uhr,
samstags, sonn- und feiertags 11-18 Uhr,
montags geschlossen,
besondere Öffnungszeiten im Zwinger
Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen werden unter Aktuell bekannt gegeben.
Rollstuhlgerechte Einrichtung
Der Eintritt ist frei.
Arme sind auch heute im Straßenbild von Münster eine alltägliche Erscheinung. Die Ursachen der Armut sind und waren immer vielfältig. Zu den Armen zählten bis weit in die Neuzeit hinein vor allem Witwen und Waisen, Pilgerinnen und Pilger auf einer Wallfahrt, Alte, Kranke und Behinderte, Bettlerinnen und Bettler, Arbeitsunfähige und Obdachlose. Die Sorge für die Armen galt als christliche Pflicht, als Werk der Barmherzigkeit. Zahlreiche Kunstwerke haben diese christliche Barmherzigkeit zum Thema, so beispielsweise die Skulptur der heiligen Elisabeth, der Patronin des 1354 gegründeten Armenhauses Elisabeth zur Aa in Münster, die ihr Leben notleidenden Menschen widmete.
Die Armenfürsorge in Münster war vor 1300 nur wenig institutionalisiert. Die älteste münsterische Einrichtung zur Versorgung der Bedürftigen ist das 1176 erstmals urkundlich erwähnte Magdalenenhospital. Eine "offene" Armenfürsorge hingegen hat es in der Stadt an den Pfarrkirchen schon frühzeitig gegeben. Die Unterstützung der Bedürftigen erfolgte mit Naturalien wie Brot und Speck oder Hering, aber auch mit Tuchspenden. Im Laufe der Zeit wurden diese Sachspenden immer mehr durch finanzielle Zuwendungen ersetzt.
In zahlreichen Edikten seit 1550 versuchten die Fürstbischöfe, die Vergabe von Almosen zu reglementieren. Die erhaltene Bettlermarke der Stadt Münster ist die erste Form eines Ausweises, der Bedürftige aus Münster zum Betteln berechtigte. Zu vorgeschriebenen Zeiten konnten sich die Bedürftigen außerdem in ihren Pfarrkirchen einfinden, wo sie Geld oder Naturalien erhielten. Fremde Arme wurden nicht unterstützt.
Ein tragendes Element der Armenfürsorge waren kleinere und größere soziale Stiftungen, seit die Bürgerin Meinburgis de Wessede 1302 ein erstes Witwenhaus in Münster eingerichtet hatte. Meist wurde durch entsprechende Verfügungen in den Testamenten der Wohltäterinnen und Wohltäter für die Bedürftigen gesorgt. Manche hinterließen Geld für die Armen, manche Kleider oder Lebensmittelvorräte, manche gar ihr Wohnhaus oder ihren gesamten Besitz. Mit den Armenhäusern Elisabeth zur Aa, zum Busch, zur Wieck und anderen trat nun neben die "offene" auch die "geschlossene" Armenfürsorge. In dieser Zeit fand auch das außerhalb der Stadt gelegene Leprosenhaus Kinderhaus erstmals Erwähnung (1333). Innerhalb der Stadt Münster gab es um 1400 bereits zehn Armenhäuser, in denen fast 200 bedürftige Personen, vor allem alte Menschen, beherbergt und verpflegt werden konnten. Weitere 15 Armenhäuser entstanden im 16. und frühen 17. Jahrhundert.
Auch seitens des Adels erfolgten Stiftungen. So gründete Rudolph von der Tinnen 1688 die nach ihm benannte Stiftung zur Unterstützung der Armen, die noch heute existiert. Im 18. Jahrhundert erlebte Münster unter Fürstbischof Clemens August von Bayern erneut eine verstärkte Stiftungstätigkeit. Der Fürstbischof selbst gründete das Hospital der Barmherzigen Brüder, das spätere Clemenshospital. Mit dieser Einrichtung wurde die öffentliche medizinische Versorgung von Kranken in der Stadt erstmals möglich.
Nachdem Münster unter preußische Herrschaft gelangt war, kam es zur Bildung einer Armenkommission, deren Aufgabe unter anderem die Verwaltung der Stiftungen war. Aus dem Zusammenschluß von elf älteren Armenhäusern entstand 1823 im einstigen Klarissenkloster an der Stubengasse das Große Armenhaus. In der ehemaligen Kirche des Klosters wurde 1824 die "Hülflosenanstalt" für unheilbar Kranke eingerichtet, die 1898 in "Clara-Stift" umbenannt wurde, das noch heute - jedoch an anderer Stelle - existiert. Die in der Armenkommission zusammengeschlossenen Stiftungen werden seit 1989 von der Stiftungsverwaltung des Dezernats V durch die Stadt Münster verwaltet. Einige andere Stiftungen, wie die Stiftung Rudolph von der Tinnen oder die Familienstiftung von Detten, bewahrten ihre Selbständigkeit bis heute.
Mit der Ausstellung im Stadtmuseum Münster findet ein Projekt seinen Abschluss, das 1990 vom Stadtarchiv Münster und der Stiftungsverwaltung zur Erforschung der münsterischen Stiftungsgeschichte begonnen wurde. Die Ergebnisse der Untersuchungen liegen bereits in drei vom Stadtarchiv Münster herausgegebenen Bänden "Studien zur Geschichte der Armenfürsorge und der Sozialpolitik in Münster" vor. Ein abschließender vierter Band erscheint demnächst.
Das Stadtarchiv Münster hat gemeinsam mit Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität und dem Presse- und Informationsamt eine ausführliche Internetpräsentation zur Entwicklung des Stiftungswesens von der Vergangenheit bis zur Gegenwart erarbeitet.