Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
D-48143 Münster
Tel. 02 51/4 92-45 03
Fax: 02 51/4 92-77 26
museum
@stadt-muenster.de
Öffnungszeiten:
dienstags - freitags
10-18 Uhr,
samstags, sonn- und feiertags 11-18 Uhr,
montags geschlossen,
besondere Öffnungszeiten im Zwinger
Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen werden unter Aktuell bekannt gegeben.
Rollstuhlgerechte Einrichtung
Der Eintritt ist frei.
Gleich, welchem Thema sich die Photojournalistin Barbara Klemm widmet, am Ende sind es immer Menschen, die im Mittelpunkt ihrer Bilder stehen. Ob Politiker wie Willy Brandt und Leonid Breshnew, die Hippies der Siebziger oder Senioren beim Ausflugskaffee, ihre Photos sind niemals nur Illustration, sondern immer Zeitdokument.
Seit 1970 beobachtet Barbara Klemm als Redaktionsphotographin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Zeitläufe in beiden deutschen Staaten. Nicht das Sensationelle ist ihr Metier, sie sucht nach typischen Situationen und immer wieder nach Menschen und Augenblicken, die Geschichte geschrieben haben. Viele ihrer Photos gehören längst zum kollektiven Gedächtnis. So sehen wir Heinrich Böll, wie er nachdenklich und erschöpft inmitten von meist jugendlichen Demonstranten nach einer durchwachten Nacht in Mutlangen ausharrt. Ein Bild, das wie kein anderes Hoffnung und Verzweiflung der Friedensbewegung Anfang der 80er Jahre dokumentiert. Oder Wolf Biermann, als er, vom Publikum gefeiert, am Ende seines legendären Konzerts in der Kölner Sporthalle die Bühne glücklich verlässt. Noch weiß er nicht, dass die DDR diesen Auftritt zum Anlass nehmen wird, ihn auszubürgern.
Meist aber verzichtet die Photographin beim Festhalten von Geschichte auf Politiker oder Prominente. Ihre Sympathie und Aufmerksamkeit gehört vor allem den unbekannten Menschen. Stets, so scheint es, hat sie das untrügliche Gefühl für den historischen Moment im Alltäglichen. In Westdeutschland genauso wie in der DDR, die sie immer wieder besucht hat. Ob bayerische Stammtischatmosphäre oder Ostberliner Tristesse, eine Kreuzberger Wohngemeinschaft oder Jugendliche während der sozialistischen Weltfestspiele, ob thüringische Bäuerinnen oder hessische Nonnen bei der Feldarbeit, immer zeigen ihre Bilder exemplarisch ein Lebensgefühl unterhalb der großen Politik. Dabei sorgt Barbara Klemm dafür, selbst unsichtbar zu sein. Die Photographierten vergessen bald, dass sie eine Kamera vor sich haben, verfallen nicht in Posen und verhalten sich ungezwungen, so dass authentische Bilder entstehen, in die der Betrachter hineingezogen wird.
Barbara Klemm ist eine wache Zeitzeugin, die ein "ungewöhnliches Auge für Kompositionen und den richtigen Moment" hat, so Ellen Auerbach, die große alte Dame der Photographie und Freundin Barbara Klemms. Niemals wirken ihre Bilder "gestellt". Erst dann, wenn das Leben ihr das Bild inszeniert, drückt sie mit untrüglichem Gefühl auf den Auslöser. So entstehen Aufnahmen von großer Dichte und Spannung. Sie erzählen eine Geschichte und machen die Dinge hinter den Dingen sichtbar oder, wie Ellen Auerbach sagt: "Du siehst das Unsichtbare, das Wesentliche, das, was den Erscheinungen zugrunde liegt."
Katalog (nicht mehr im Museumsshop erhältlich)
Es ist ein Bildband erschienen, herausgegeben von Christoph Stölzl (ca. 300 Seiten und 250 Photos, 42.- DM).
Konzeption:
Deutsches Historisches Museum, Berlin