Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
D-48143 Münster
Tel. 02 51/4 92-45 03
Fax: 02 51/4 92-77 26
museum
@stadt-muenster.de
Öffnungszeiten:
dienstags - freitags
10-18 Uhr,
samstags, sonn- und feiertags 11-18 Uhr,
montags geschlossen,
besondere Öffnungszeiten im Zwinger
Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen werden unter Aktuell bekannt gegeben.
Rollstuhlgerechte Einrichtung
Der Eintritt ist frei.
Ob Chanel-Kostüm oder A-Linie, ob Jeans und Parka oder Hosenanzug - es geht um mehr als Kleidung, es geht um Mode. Das Stadtmuseum Münster zeigt in seiner aktuellen Fotoausstellung, was in Münster von den 1950er bis 1970er Jahren en vogue war.
Kleidung ist ein Urbedürfnis des Menschen. Bis in das frühe 20. Jahrhundert aber war Kleidung auch ein äußeres Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht - Mode war ein Luxus für Wenige. Demokratisierung, Technisierung und Industrialisierung schufen die Voraussetzungen dafür, dass Mode zu einem Massenphänomen werden konnte.
Die Inszenierung der eigenen Persönlichkeit, das Vergnügen am Wechsel von Formen, Farben und Mustern und nicht zuletzt der Reiz des Neuen überwiegen heute den rein praktischen Nutzen von Kleidung. Mode war und ist ein soziales, psychologisches und ästhetisches Phänomen, Mittel zur Selbstdarstellung und Ausdruck einer Lebens- und Denkweise.
Als 1949 eine Dior-Kollektion in Hamburg vorgeführt wurde, erfuhr Deutschland erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder internationale Aufmerksamkeit als beachtenswerter Absatzmarkt für aktuelle Mode. Ob ausladend oder bleistiftschmal, trapezförmig oder rund wie ein Ballon, Diors Linien wurden Saison für Saison zum Maßstab für Modebewusste.
Auch immer mehr Münsteranerinnen und Münsteraner begannen sich wieder für die aktuelle Mode zu interessieren. Neben den wieder aufgebauten alten Geschäften entstanden zahlreiche neue Bekleidungshäuser. Modenschauen fanden in einer heute kaum vorstellbaren Anzahl statt.
Allerdings ließ die Mehrzahl der Bevölkerung ihre Garderobe damals noch in der Schneiderei anfertigen. Im Jahr 1950 gab es in Münster bei rund 120 000 Einwohnern über 310 Damen- und Herrenschneidereien. Gleichzeitig bestanden insgesamt 40 Geschäfte für Damen-, Herren- und Kinderbekleidung sowie weitere 49 Textilhandlungen. Darüber hinaus waren 29 Hutmacherinnen und zwölf Hutgeschäfte in Münster ansässig.
Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt in den 1950er Jahren zeigte sich auch an exklusiven Geschäften und der häufig teuren Kleidung der münsterschen Bevölkerung. Zugleich standen die Münsteranerinnen und Münsteraner in dem Ruf, in Modefragen ein wenig konservativ zu sein und manche Neuerung nur zögerlich aufzunehmen. Dies zeigte sich etwa an der lange geführten Diskussion, ob es für Frauen schicklich sei, Hosen zu tragen (Foto: Mode für Radfahrerinnen).
In den frühen 1960er Jahren entdeckte die münstersche Geschäftswelt die Teenager als eigene Klientel: Am 11. Februar 1960 fand im Zoo-Festsaal die erste Teenager-Modenschau mit Beteiligung münsterscher Schülerinnen als Mannequins statt. Unvorstellbar kurze Rocklängen verschreckten Teile der Gesellschaft ebenso, wie sie andere begeisterten. Materialien wie PVC, Papier und Plastik erreichten die Modebranche.
In den 1970er Jahren hatte die Haute Couture ihren dominierenden Einfluss verloren. Modische Bekleidung sollte nun vor allem als individuelles Ausdrucksmittel dienen. Bluejeans, Parker und Palästinensertücher wiesen auch in Münster auf gesellschaftliche Veränderungen hin.
Die ausgestellten Fotos haben die münsterschen Pressefotografen Willi Hänscheid und Rudolf Krause aufgenommen. Weitere Aufnahmen stammen von dem Fotografen Berthold Socha und Privatpersonen sowie aus Beständen des Stadtarchivs Münster. Zur Ausstellung erscheint ein Fotoband, der im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich ist (16,80 Euro).