Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
D-48143 Münster
Tel. 02 51/4 92-45 03
Fax: 02 51/4 92-77 26
museum
@stadt-muenster.de
Öffnungszeiten:
dienstags - freitags
10-18 Uhr,
samstags, sonn- und feiertags 11-18 Uhr,
montags geschlossen,
besondere Öffnungszeiten im Zwinger
Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen werden unter Aktuell bekannt gegeben.
Rollstuhlgerechte Einrichtung
Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellung stellt die spannende und wechselhafte Geschichte der Sprache Niederdeutsch am Beispiel Münsters und ihrer Umgebung dar. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der geschriebenen Sprache. Von den Anfängen der Überlieferung in der Karolinger Zeit bis zur Gegenwart wird der rote Faden mit folgenden Themen gesponnen: das Aufkommen volkssprachlicher (altsächsischer) Schriftlichkeit im frühen Mittelalter, die Ablösung der lateinischen Schriftlichkeit durch die volkssprachliche und die Zunahme der mittelniederdeutschen Schriftlichkeit im Verlauf des Mittelalters, der spätere Schreibsprachenwechsel zum Hochdeutschen und die Renaissance einer niederdeutschen Schriftlichkeit in der Mundartliteratur. Das Foto rechts oben zeigt die Urkunde der Äbtissin von Meschede aus dem Jahr 1207.
Den „plattdeutschen Spuren“ im heutigen Münster können die Besucherinnen und Besucher selbst anhand einer Inszenierung der Straßennamen verfolgen. Plattdeutsch ist als gesprochene Alltagssprache in Münster so gut wie verschwunden. Mit der Ausstellung wird diese Sprache als wesentlicher kultureller Bestandteil der Geschichte Münsters und des Münsterlands – und mit einem erweiterten Blick Norddeutschlands – in den Mittelpunkt gerückt.
Zu sehen sind zahlreiche Originalzeugnisse vom 10. Jahrhundert bis zur Gegenwart, die Sprache erklingt an Audiostationen und im gemütlichen Lesebereich kann man in Ruhe stöbern und lesen. Die Leihgaben kommen nicht nur aus Münster und dem Münsterland, sondern bedeutende Handschriften und Drucke reisen aus Archiven und Bibliotheken in Hamburg, Göttingen und Berlin in ihre Entstehungsregion zurück.
Die ausgestellten Handschriften und Drucke markieren bedeutsame Höhepunkte in der Geschichte der niederdeutschen Schriftlichkeit oder stellen exemplarisch bestimmte Entwicklungsstufen dar. So sieht man mit der altsächsischen ,Freckenhorster Heberolle‘ die älteste Überlieferung des Niederdeutschen im Münsterland. Eine bischöfliche Urkunde aus dem Jahre 1320 ist das älteste mittelniederdeutsche Dokument aus Münster selbst. Mit der ,Münsterischen Grammatik‘ wird die erste Einführung in die lateinische Sprache gezeigt, die in „Deutsch“ verfasst wurde. Die Schriftlichkeit der Täufer war mittelniederdeutsch, auch wenn im Vorfeld der Täuferbewegung der erste hochdeutsche Text in Münster gedruckt wurde: der Vertrag von Münster von 1533, der der Stadt die evangelische Predigt erlaubte. Das letzte gedruckte Buch in mittelniederdeutscher Schreibsprache ist ein Lektionar aus dem Jahre 1706, das für Andacht und religiöse Unterweisung verwendet wurde. Ende des 18. Jahrhunderts ist der Beginn der Mundartliteratur anzusetzen: Gezeigt wird mit dem Spottgedicht auf Franz Freiherr von Fürstenberg von 1780/82 der früheste Text in münsterländischer Mundart. Der Status des Plattdeutschen ist ein anderer als der des Mittelniederdeutschen, was sich schon daran zeigt, dass es schriftlich in der Regel nur in literarischen Zusammenhängen verwendet wird. Die Erwartungshaltung der Leserschaft geht dabei vor allem auf humoristisch-gesellige Dichtung. Die Abendgesellschaft Zoologischer Garten ist auf einem Foto von 1890 zu sehen.
Die Kenntnis des Plattdeutschen geht stetig zurück. Das heißt aber nicht, dass man das kulturelle Erbe der niederdeutschen Sprache, das Münster und das Münsterland prägt und zum Beispiel im Namengut zum Vorschein kommt, vergessen darf. Die niederdeutsche Sprache ist Teil der münsterländischen Identität. Die Geschichte Münsters und des Münsterlandes kann ohne Kenntnis des Niederdeutschen nicht geschrieben werden, denn ein Großteil der Quellen ist bis weit ins 17. Jahrhundert hinein niederdeutsch. Insofern ergibt der Titel der Ausstellung einen doppelten Sinn: Gezeigt wird nicht nur die Geschichte des Plattdeutschen, sondern Plattdeutsch bzw. Niederdeutsch macht hier buchstäblich Geschichte.
Zur Ausstellung ist ein Begleitband erhältlich, der sowohl die Exponate anschaulich und mit viel Bildmaterial präsentiert, als auch in einleitenden Aufsätzen die Entwicklung des Plattdeutschen im Laufe der Jahrhunderte darstellt.