Freizeit und Kultur
Freizeit
Lange Menschenschlange vor dem Verkehrsverein im Stadtweinhaus, die für Theaterkarten ansteht.
Eintrag in der Chronik Juni 1942:
"Ein Zeichen der gleichmütigen Ruhe in der Bevölkerung ist die starke Nachfrage nach Theaterkarten im Stadtweinhaus."
Eintrag in der Chronik Juli 1942:
"Vormittagsszene in den münsterschen Kaffees. Junge Mädchen und Soldaten sind die Besucher. Fast alle bestellen Eis."
Eine in der Kriegszeit unübliche Freizeitbeschäftigung: Zwei Frauen bei einem Spaziergang auf den Weg nach Pleistermühle.
Eintrag in der Chronik August 1942:
"Die Wege zu den Ausflugsorten rings um Münster sind in der Kriegszeit auch dann unvorstellbar einsam, wenn die schönste Sonne scheint und die Nusssträucher voller Nüsse hängen. Wo jenseits des Heidekrautes die Wegekreuzung ist, liegt der Weg nach Pleistermühle. An dem sonnigen Augustsonntag ist es einsam wie an dem Sonntag als ich den Weg bei gleich schönem Wetter im Juli sah."
Die Jugend der Stadt traf sich am Prinzipalmarkt zu so genannten Stehkonventen. In der Kriegszeit trafen sich junge Soldaten mit ihren früheren Mitschülern und Studenten.
Eintrag in der Chronik Dezember 1942:
"Am ersten Feiertag ist der Prinzipalmarkt selbst um die Mittagsstunde fast menschenleer. Nur die jungen Burschen haben sich mit ihren aus dem Felde und aus der Truppe in Urlaub gekommenen Kameraden am alten Platz zwischen den Bögen ihr Stelldichein gegeben. Es wird wie vor 40 Jahren immer noch Stehkonvent genannt. Vor 40 Jahren waren die Stehkonvente meist auf dem Domplatz. Seit zehn Jahren und mehr sind sie unter den Bögen, weil die Appelträmen und Gemüsefrauen hier schon seit langen Jahren ihre Verkaufstände nicht mehr errichten dürfen bis auf einen, der immer noch vor Wittkampf besteht."
Eintrag in der Chronik Dezember 1942:
"Immer noch wird die Schlange länger, damit das Theater voll werde. - Die Schlange vor dem Stadtweinhaus ist gegenwärtig das einzige noch im Stadtbild auffallende Reptil dieser Art. Ob man nicht durch Einrichtung von fünf oder sechs Verkaufsstellen die Schlange in sechs Teile teilen könnte? Ausgeschlossen, sagt der Fachmann. Dann bekäme nur eine kleine Klicke von Leuten Theaterkarten, indem sie morgens an sechs verschiedenen Verkaufsstellen je zwei bis vier Karten für sich und ihre faule Klicke aussuchen."
Da viele Münsteraner vor den Bombenangriffen ins Umland evakuiert waren oder ihren Militärdienst leisteten, blieben die Innenstadtstraßen und Gaststätten leer.
Theke und Innenraum in der Gastwirtschaft Bigalke, Aegidiistraße 30.
Eintrag in der Chronik Dezember 1942:
"Vier Männer sind im Lokal diesen Abend die einzigen Gäste. - Wenn man abends gegen 20 oder 21 Uhr in die Gasthöfe kommt, dann sind sie so leer, daß man meinen sollte, daß ganz Münster ausgestorben ist. Die Wirtin sagt: 'Gehen Sie mal in den Kaiserhof oder in die andern Konzertlokale wo die 20-jährigen ihr Stelldichein geben. Da bekommen Sie einen andern Eindruck.'"
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