Eduard Schulte (* 06.02.1886 in Wattenscheid, † 29.05.1977 in Drensteinfurt) besuchte von 1895 bis zum Abitur 1904 das humanistische Gymnasium in Wattenscheid. Er studierte an den Universitäten Freiburg, Kiel und Münster Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften. 1908 legte er die Erste juristische Staatsprüfung ab und promovierte im Fach Jura über ein historisch-juristisches Thema. Aus dem Justizdienst schied er 1912 aus und absolvierte ein Volontariat bei der Universitätsbibliothek Münster.
Am 1. Oktober 1913 trat Eduard Schulte als erster hauptamtlicher Stadtarchivar in den Dienst der Stadt Münster ein. Seine Archivarbeit führte zur Neuordnung, Erschließung und fachgerechten Lagerung von Beständen des Stadtarchivs. Er publizierte reichlich zur Geschichte Münsters, aber auch seiner Heimatstadt Wattenscheid. Dabei überwogen heimatgeschichtliche Aufsätze und populärwissenschaftliche Artikel zur Stadtgeschichte Münsters. Er führte die Stadtchronik weiter und erhielt bei Kriegsbeginn 1914 den Auftrag, die Kriegszeit in Münster zu dokumentieren. Die Kriegschronik liegt als ausführlicher Abdruck von 1930 in den Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster vor, ebenso der Folgeband 'Münsterische Chronik zu Novemberrevolte und Separatismus 1918', der 1936 erschien. Neben der Verfassung von Chroniknotizen beschritt er mit dem Aufbau einer zeitgeschichtlichen Sammlung neue Wege der Archivarbeit. Eduard Schulte trug umfangreiches zeitgeschichtliches Material wie politische Plakate, Zeitungen, Berichte und vor allem auch Fotos zusammen. Der Tätigkeit Schultes ist es zu verdanken, dass das Stadtarchiv Münster eine der interessantesten und reichhaltigsten zeitgeschichtlichen Sammlungen zum Ersten Weltkrieg und zur Revolution von 1918 besitzt.
Die Kriegschronik hat Schulte wohl erst gegen Ende der 1920er Jahre endgültig zusammengestellt und 1930 veröffentlicht. Zumindest in den ersten Kriegsjahren gehörte er zu den eifrigen Unterstützern der Kriegsführung im öffentlichen Leben der Stadt. In der Chronik drückte er seine konkreten Erfahrungen aus wie Untertauchen in Ansammlungen, das Mitmachen von Polonäsen, das Fahren unter Hamstervolk. Zu seinen Quellen äußert er, dass das Zuhorchen bei den Massen wichtiger und besser sei als das bequemere Lesen der unter strengster Zensur stehenden Zeitungen. Der Autor hat zwar eine ausgeprägte nationale Anschauung, äußert aber auch Kritik etwa an den Missständen in der Lebensmittelversorgung.
Seine Tätigkeit als Stadtarchivdirektor war mehrfach durch andere Verpflichtungen unterbrochen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten stellte sich Schulte in den Dienst des NS-Regimes. Höhepunkt seiner beruflich-persönlichen Entfaltung war die Zeit des Zweiten Weltkrieges, in der er vor allem eine Ausstellung zur 300-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens 1948 organisierte. Das Projekt kam jedoch nicht zum Abschluss. Das Ende des NS-Regimes bedeutete auch das Ende der beruflichen Karriere Schultes. Aufgrund seines Engagements für das Dritten Reich wurde er am 5. Juni 1945 von der Stadtverwaltung Münster entlassen. Das Ergebnis seines Entnazifizierungsverfahrens zog eine Berufsbeschränkung nach sich. In den Jahren bis zu seinem Tod 1977 beschäftigte er sich mit Heimat- und Familiengeschichte.