Unterbringung von Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeitern in Stadt- und Landkreis Münster 1939 - 1945
Entstehungsgeschichte des Projekts "Aufbau einer Datenbank und Erarbeitung einer thematischen Karte zu Lagern und Unterkünften von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Stadt- und Landkreis Münster 1939-45"
Das Stadtarchiv Münster beschäftigt sich im Auftrag des Rates der Stadt Münster bereits seit einigen Jahren mit dem Thema »Zwangsarbeit in Münster«. So wandten und wenden sich ehemalige Zwangsarbeiter/innen an Dienststellen der Stadt Münster, um Bescheinigungen über ihren Zwangsaufenthalt in Münster und Umgebung zu erhalten. Die Bearbeitung dieser Anfragen durch das Stadtarchiv gestaltete sich aufgrund der disparaten Quellenlage als äußerst schwierig und machte teilweise umfangreiche Recherchen in Akten und anderen Unterlagen verschiedener Institutionen erforderlich.
Die an vielen Stellen ermittelten Informationen zu ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern mussten zur effektiven Antragsbearbeitung und zur Ermöglichung einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas unbedingt in einer Informationsbasis zusammengetragen werden.
Im Arbeitsbereich Stadtgeschichtliche Dokumentation wurde daher begonnen, die Informationen und Daten zu einzelnen Personen oder auch zu Lagern und Unterkünften in verschiedenen Datenbanken zusammen zu tragen und sie so recherchierbar zu machen.
In zahlreichen Akten tauchten einzelne Nachrichten oder Listen zu Unterkünften und Lagern auf, in denen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Münster und Umgebung untergebracht werden. Diese ergaben durch ihre Zusammenführung in der Datenbank »Zwangsarbeiter-Lager« ein umfangreiches Bild von den zwischen 1939 und 1945 vorhandenen Lagern und Unterkünften. Zum Grundprinzip gehörte, dass die Herkunft jeder Information sich über ein Quellenkürzel genau belegen lässt.
Den Grundstock für die Datenbank bildete ein 1948/49 erstelltes Lagerverzeichnis aus den »Archives du Service des Victims de la Guerre« (ASVG - Kriegsopferarchiv) in Brüssel. Diese Lagerliste wurde von belgischer Seite mittels von deutschen Behörden ausgefüllten Fragebögen zu früheren Lagern angelegt, um den Verbleib belgischer Staatsangehöriger zu klären. In diesem Verzeichnis waren 25 Lager für den Stadtkreis Münster sowie 7 für den Landkreis Münster erfasst. Die Informationen aus dieser Lagerliste wurden ergänzt durch Angaben, die in Unterlagen der Bestände Verwaltungs- und Kreisarchiv des Stadtarchivs Münster oder in Publikationen zum Thema Zwangsarbeit ermittelt werden konnten.
Den Datenbestand gliedern zur besseren Orientierung zwei Systematiken: Einteilung in Standorte (Stadtkreis Münster: Straßennamen; Landkreis Münster: Amts- und Gemeindebezeichnungen) sowie eine Einteilung in Lagertypen (Unterbringung in Gaststätten, Schulen, Kasernen, landwirtschaftlichen Betrieben oder auf Industriegelände, wobei unterschieden wird, ob in einer Unterkunft Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter oder Kriegsgefangene untergebracht waren oder ob eine gemeinsame Nutzung stattfand). Diese Systematisierungen bildeten die Grundlage für die thematische Karte zur Unterbringung. Es sind auch Gefängnisse erfasst, denn zeitweise waren strafrechtlich verfolgte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter dort untergebracht.
Die Datenbank umfasst inzwischen 180 Datensätze, wobei bei 11 Unterbringungsstandorten noch Unklarheiten bestehen. Die auf der Karte »Unterbringung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Stadt- und Landkreis Münster 1939-45« eingetragenen Lager und Unterkünfte geben den Projektstand von Dezember 2002 wieder. Sollten weitere Einzelheiten zu bestehenden oder noch unbekannte Unterkünfte recherchiert werden, wird die Datenbank weiter ergänzt.
<- zurück