"Zwangsarbeit in Münster und Umgebung"  
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Nach Deutschland ...

Zwangsarbeiterin zu ihrer Verschleppung im Alter von 15 Jahren nach Deutschland
Vasta Latysch erinnert sich:
» Wir hatten ja den Einzelhof am Waldrand, und wir wurden dort niedergebrannt, wir wurden weggejagt - wir wurden von meinen Eltern getrennt, sie blieben zu Hause zurück, und mein Bruder und ich ... Man trieb uns mit Peitschen - kurz gesagt, schrecklich. Wir wurden geschlagen, in eine Kirche getrieben, in der Kirche wurden wir eingesperrt, und wir blieben dort über Nacht, und dann verschleppte man uns nach Deutschland. Wir wussten nicht, wohin: Man trieb uns, setzte uns in so einen Waggon, in dem man Vieh transportiert, sperrte uns alle ein und so fuhren wir weg. «

Zwangsarbeiterin, Foto: Stadtarchiv Telgte

Zwangsarbeiterin; auf dem Schild der Zielort: "Münster i. Westf." (Foto: Stadtarchiv Telgte)

Nach dem deutschen Überfall auf Polen im Herbst 1939 brachten Dienststellen der Wehrmacht polnische Kriegsgefangene in das Deutsche Reich. Nach den Angriffen auf Dänemark, Norwegen sowie nach der Besetzung der Beneluxstaaten und von Teilen Frankreichs im Jahr 1940 wurden zusätzlich Kriegsgefangene aus diesen Ländern zur Arbeit herangezogen. Darüber hinaus wurden durch die Arbeitsverwaltung Zivilarbeiter und -arbeiterinnen für die Arbeit in Deutschland angeworben. Der rechtliche Status dieser Zivilarbeiter verschlechterte sich im Laufe der Zeit. Aus dem Freiwilligen-Status wurde ein zunehmend zwanghafter.


Arbeitsbuch für Ausländer

Arbeitsbuch für Ausländer
(Foto: Privat)

Ein noch größeres Reservoir an Arbeitskräften erschlossen sich die NS-Machthaber mit dem Balkankrieg und vor allem mit dem Angriff auf die Sowjetunion seit Juni 1941. Infolge dieser Feldzüge wurden jugoslawische und, soweit sie im Winter 1941/42 die gewollt katastrophalen Lebensbedingungen in den Gefangenenlagern im besetzten Teil der Sowjetunion überlebt hatten, im großen Umfang auch sowjetischen Kriegsgefangene nach Deutschland verbracht. Mit fortschreitendem Kriegsverlauf organisierte das NS-Regime ein immer offener gewaltsam durchgeführtes System der Massenverschleppungen von Menschen aus Osteuropa als Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter zur Zwangsarbeit nach Deutschland.


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