Arbeit
Zwangsarbeit in der Industrie und bei der Reichsbahn
Kriegschronist Wiemers notiert im Februar 1941: |
Zwangsarbeiterin zur Fabrikarbeit | |
» Auch in den Fabriken, selbst in Rüstungsfabriken, wird, wie man hört, die Zahl der eingestellten Gefangenen immer größer. So erzählt heute bei einem kurzen Aufenthalt in einer Schenke in der Salzstraße ein Angestellter der Firma Winkhaus. Zahlreiche Gefangene ständen dort an den Drehbänken. « |
Aleksandra Teslenko, geb. 1926, erinnert sich:
» Das war in Hiltrup. Es hieß "Röhrenwerk". Ich und ein paar Mädchen arbeiteten an Maschinen. Wir schnitten Gewinde auf Gas- und Wasserrohre. Einige Frauen fertigten Anschlüsse. Andere arbeiteten beim Autogenschweißen, sie beseitigten Fehler. Sechs oder acht verluden die Rohre auf Güterwaggons. Wir arbeiteten 12 Stunden, in zwei Schichten. « |
Zwangsarbeiter beim Entladen von Waggons am Bahnhof
(Foto: Stadtarchiv Münster)
Zwangsarbeiterinnen beim Rüstungsbetrieb Hansen, Dahlweg
(Foto: Privat)
Der Verlauf des Krieges machte eine erhebliche Produktionssteigerung in der Rüstungsindustrie erforderlich. Dazu war der massenhafte Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern notwendig. Die größte Rüstungsfabrik Münsters war die Firma Ludwig Hansen & Co., deren 2.000 Arbeitskräfte zählende Belegschaft einen Ausländereinsatz (Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter) von 1.200 Personen aufwies. Im Hauptwerk am Dahlweg wurden Jagdflugzeuge des Typs Messerschmidt 109 gewartet.
In Münster und Umgebung mussten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auch in der Munitionsfertigung bei der Firma Winkhaus oder den Hiltruper Röhrenwerken bei der Herstellung von Gas- und Wasserrohren anstrengende Schwerstarbeit leisten.
Hunderte von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern wurden auch bei der Reichsbahn eingesetzt. Frauen beschäftigte man nicht nur als Putzfrauen für Personen- und Lazarettwaggons, sondern sie wurden wie die Männer auch bei der Ent- und Beladung von Waggons und bei Gleisunterhaltungsarbeiten eingesetzt. Wurden Waren beschädigt, drohten harte Strafen.
Kriegschronist Wiemers am 19.02.1943: |
» Als ich einen Besuch ...zur Bahn bringe, kommen über den Bahnsteig gerade wohl an die 300 russische Männer und Frauen in Zivil mit großen Bündeln auf dem Nacken. « |
Ab 1943 begannen zur Deckung des enormen Arbeitskräftebedarfs im Rüstungsbereich verstärkt Deportationen von Tausenden von Kindern und Jugendlichen aus der Sowjetunion. Ganze Landstriche wurden entvölkert. In Münster kamen ständig Züge mit neuen Ostarbeiterinnen und Ostarbeitern an.
Arbeitskarte der Zivilarbeiterin Lidia Z., beschäftigt bei der Firma Winkhaus, Telgte
(Foto: Stadtarchiv Telgte)