Kriegsausbruch
Menschenschlange vor dem Schaufenster des Münsterischen Anzeigers bei Bekanntgabe aktueller Kriegsnachrichten
Schon vor dem Kriegsausbruch am 1. September 1939 zeichnete sich der mögliche Kriegsbeginn ab. Bereits im Frühjahr hatte es immer wieder Kriegsgerüchte gegeben. Im Laufe des Sommers ließ das sich verschlechternde Verhältnis zu Polen die Möglichkeit eines Krieges wahrscheinlicher werden. Kriegsvorbereitungen gingen fast unbemerkt fieberhaft voran. So notierte der Stadtarchivar Eduard Schulte für den 24. August 1939 in der gerade begonnenen Kriegschronik:
"In dieser Nacht wurden zahlreiche Zivilisten plötzlich zum Heeresdienst geholt."
Tagsüber bildeten sich vor den Radiogeschäften Menschentrauben, die den Nachrichtensendungen zuhörten. Die Einberufungen nahmen immer größeren Umfang an. Private Kraftfahrzeuge wurden sogar auf offener Straße für das Militär eingezogen. Die Bevölkerung strömte in die Einzelhandelsgeschäfte und kaufte, was zu bekommen war, wogegen die Cafés und Gaststätten in den letzten Tagen des Monats vollkommen leer standen.
Am 31. August sank die Stimmung auf einen Tiefpunkt, da klar war, dass der Kriegsbeginn kurz bevorstand. Die Stimmung der Bevölkerung war längst nicht von einer derartigen Kriegsbegeisterung geprägt wie bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Der Erste Weltkrieg mit seinem Elend, seiner vierjährigen Dauer, seinen zwei Millionen deutschen Toten kam wieder ganz frisch in Erinnerung. Die Stimmung schien eher pessimistisch und ernst, verbreitet herrschte Angst vor dem Kriegsausbruch.
Chronikeintrag für den 1. September 1939
"Extrablätter melden, dass Deutschland die englischen Vermittlungen angenommen habe, dass Polen aber nicht verhandele. Reichsdeutsche Ortschaften werden von Polen angegriffen. Der Führer erlässt Aufrufe an die deutsche Wehrmacht. "Es geht jetzt hart auf hart - Gewalt an Gewalt." Deutsche Konsulate werden gewaltsam geschlossen.
Sondermeldung: Der Reichstag einberufen.
Der Führer spricht zum deutschen Volk und zur Welt. Ab heute morgen 5,45 schiessen wir zurück ' Bombe wird mit Bombe vergolten. "Wir sind zu allem entschlossen - niemals kapitulieren wir'! "
Als dann der Kriegsausbruch am 1. September 1939 auch in Münster bekannt wurde, notierte der Stadtarchivar Eduard Schulte:
"In der Stadt herrscht grenzenloser Betrieb."
Extrablätter waren schnell vergriffen. Den Menschen war offenbar bewusst, was auf sie zukam. Sie deckten sich mit Gasmasken, Taschenlampen und Verdunklungsmaterial ein. Reservistenzüge marschierten durch die Stadt.
Am 4. September ertönten zum ersten Mal die Alarmsirenen der Stadt. Ein Luftangriff blieb vorläufig noch aus. Die Kriegschronik schließt die Tagesnotizen mit dem Satz:
"Das war mein erster Fliegeralarm."
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