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Stadtarchiv / Stadt Münster
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Kranke versorgen

• Das Leprosorium Kinderhaus
• Die Elenden: Häuser für Pestkranke
• Das Clemenshospital

Clemenshospital, Gartenansicht um 1900 [Bildnachweis]
Neben den Armenhäusern im eigentlichen Sinne verfügte Münster ab ca. 1330 über eine Einrichtung zur Aufnahme von Leprakranken. Das sogenannte Leprosorium lag mehrere Kilometer außerhalb der Stadt und diente in erster Linie dazu, an der Lepra erkrankten münsterschen Bürgerinnen und Bürgern Wohnung und Verpflegung zu bieten. Durch die isolierte Lage sollte eine Übertragung der Krankheit vermieden werden. Eine medizinische Versorgung durch städtische Ärzte oder Barbiere ist für das Leprosorium nicht belegt. Es ist allerdings bekannt, dass die Leprosen sich untereinander halfen. Worin diese Hilfe genau bestand, lässt sich nicht feststellen. Einer der Insassen führte jedoch in einem Brief die Besserung seines Gesundheitszustandes auf die Hilfe der Kinderhauser Leprosen zurück.
Arme Pestkranke wurden in den vier sogenannten Elenden versorgt. Die erste, die Aegidii-Elende, war 1475 gegründet worden. Aus den Elenden ist bekannt, dass die an der Pest oder anderen Seuchen Erkrankten von Barbieren (die über medizinische Kenntnisse verfügten) mit Salben und anderen Medikamenten versorgt wurden. Da die Pest und andere seuchenartige Krankenheiten damals nicht heilbar waren, dürfte die Behandlung den Patienten zwar vielleicht eine kurzfristige Linderung ihrer Krankheit gebracht haben, aber keine Heilung. Das erste allgemeine Krankenhaus Münsters, das Clemenshospital, wurde 1732 gestiftet.


Das Leprosorium Kinderhaus

Das Pfründnerhaus Kinderhaus von Südwesten 1997 [Bildnachweis]
Die erhaltenenen Gebäude in Kinderhaus wurden 1580 und 1666 fertiggestellt. Der ältere, kleinere Gebäudeteil, rechts im Bild, war das "Herrenhaus", das der Verwaltung des Leprosoriums diente. Der größere Gebäudeteil, links im Bild, wurde 1662-1666 als Werkhaus für Jugendliche neu errichtet.
Das Leprosorium Kinderhaus war eine Einrichtung zur Aufnahme und Pflege leprakranker münsterscher Bürgerinnen und Bürger. Es lag vier Kilometer außerhalb der Stadt an der Straße nach Greven. Sowohl die isolierte Lage des Hauses als auch diverse Vorschriften sollten gewährleisten, dass die Krankheit nicht auf Gesunde übertragen wurde. Das Leprosorium wird erstmals 1333 urkundlich erwähnt. Sein Gründungsdatum, vermutlich um 1330, ist nicht genau bekannt.
Nur Leprose, die seit vier Jahren das münstersche Bürgerrecht besaßen, hatten einen Anspruch auf eine kostenlose Unterbringung. In Ausnahmefällen wurden nichtbürgerliche Leprakranke gegen die Zahlung einer Kaufsumme aufgenommen.
Das Leprosorium Kinderhaus bot darüber hinaus umherziehenden Leprakranken vorübergehend Unterkunft. Die Beherbergung beschränkte sich in der Regel auf zwei Nächte.
Die Hausordnung des Leprosoriums legte als Voraussetzung für die Vergabe einer "Pfründe" - des Rechts auf Versorgung - zwingend den positiven Befund der Lepraschau fest. Es wurde dabei nur das Gutachten der Kölner Leprosenmeister in Köln-Melaten oder später der medizinischen Fakultät der Kölner Universität anerkannt. Einem Mädchen, das nach Köln reisen musste, um den Verdacht auf Lepra prüfen zu lassen, wurde 1538 ein Zuschuss für die Reise gewährt. Nachdem die Kölner Ärzte ihre Lepra bestätigt hatten, wurde sie in Kinderhaus aufgenommen.
Nach dem Rückgang der Lepra um 1650 wurde das Leprosorium 1671 zu einem Werkhaus für Bettelkinder umfunktioniert, das jedoch nach sehr kurzer Zeit wieder aufgegeben wurde. Bereits 1675 entstand dort eine Wollmanufaktur, die ebenfalls nur wenige Jahre wirtschaftete (bis 1682). Ab 1686 wurde die Einrichtung als bürgerliches Armenhaus weitergeführt. Das Gebäude steht noch heute und beherbergt im Sinne des Stiftungszwecks noch zwei ältere Personen. Die heutige "Stiftung Pfründnerhaus Kinderhaus" unterhält daneben altengerechte Wohnungen im Kirchhoffweg im Stadtteil Kinderhaus.


Die Elenden: Häuser für Pestkranke

Grundriss der Elende Überwasser um 1785 [Bildnachweis]
Münster verfügte über vier Pesthäuser, die sogenannten Elenden. Sie befanden sich in den Kirchspielen Aegidii (Grüne Gasse), Überwasser (zwischen Jüdefelder und Liebfrauentor an der Stadtmauer), Lamberti (zwischen Servatii- und Mauritztor nahe der Stadtmauer) und Martini (am Ende des Lappenbrinck, Stiftsherrenstraße). Die Lage der Häuser an oder in unmittelbarer Nähe zur Stadtmauer sollte das Risiko der Ansteckung so gering wie möglich halten. Die älteste, die Aegidii-Elende, wurde 1475 gegründet. Im Jahre 1563 waren die Bauarbeiten für die letzte Elende im Kirchspiel Martini abgeschlossen. Um 1785 verfügte die Elende Überwasser über zwei Krankenzimmer, zwei Küchenräume, einen Brunnen und Gärten.
Die Elenden waren zur Aufnahme pest- bzw. seuchenkranker Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt bestimmt, die aufgrund ihrer Lebenssituation niemanden in Münster hatten, der sie im Krankheitsfall versorgen konnte. Mägde, Knechte, Schüler und andere Personen ohne sozialen Rückhalt, die an der Pest oder anderen Seuchen erkrankt waren, wurden in den Elenden bis zum Tod oder zur Genesung beherbergt und verpflegt. In den Jahren, in denen keine Seuchen auftraten, lassen sich ebenfalls Patienten in den Elenden nachweisen. Behinderte und Kranke wurden aufgenommen, versorgt und ärztlich betreut.
Zuständig für die Sorge um die Kranken war der "elender", der seine Aufgabe mit Hilfe seiner Ehefrau erfüllte. Sie sollten die Kranken nicht nur beköstigen, sondern ihnen auch geistlichen Trost spenden und dafür sorgen, dass die Sterbenden das heilige Sakrament der letzten Ölung erhielten.


Das Clemenshospital

Krankensaal des Clemenshospitals vor 1900 [Bildnachweis]
Das Clemenshospital geht auf eine Stiftung des münsterschen Fürstbischofs Clemens August von Bayern im Jahre 1732 zurück. Es war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts das einzige allgemeine Krankenhaus der Stadt. Nach einer ersten provisorischen Unterbringung am Neuplatz wurde 1754 der Neubau an der heutigen Klemensstraße bezogen.
Die Verpflegung und medizinische Betreuung der Kranken leisteten die Brüder vom Orden des heiligen Johannes (Barmherzige Brüder). Sie konnten allerdings keine umfassende Krankenfürsorge gewährleisten, da sie nur bestimmte Kranke zuließen. Zugang hatten nur Männer, da die Ordensregel den Brüdern die Aufnahme von Frauen verbot. Die Brüder akzeptierten jedoch nicht jeden kranken Mann, denn wer als ansteckend und unheilbar galt, wurde zurückgewiesen. Die Kapazität des Krankenhauses war darüber hinaus durch die Anzahl der Betten beschränkt. Die Kranken wurden in einem Krankensaal untergebracht, der über 17 Betten verfügte. Zusätzlich gab es zwei Zellen im Keller für "irre und wahnsinnige" Kranke. Das Krankenhaus verfügte außerdem über Wirtschaftsräume, ein Labor, eine Apotheke und einen Totenkeller. Arme Kranke wurden unentgeltlich behandelt und gepflegt, während andere ihren finanziellen Möglichkeiten entsprechend für die Leistungen bezahlten.

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