Stadt Münster: Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Zwischen Clemenskirche und Klarissenkloster

Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Seiteninhalt

Was ein verstopfter Graben verrät

Mathias Austermann

Kapitelnavigation

Seitentext

Funde aus dem Klarissenkloster (1617 - 1808)

Die materiellen Lebensbedingungen im frühneuzeitlichen Kloster der Klarissen können hauptsächlich aus dem Inhalt der großen Abfallgruben erschlossen werden. In den nahezu 200 Jahren seines Bestehens wurden im Kloster mindestens vier Latrinengruben genutzt. Die beiden älteren wurden bereits gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges aufgegeben. Die nachfolgende Grube benutzte man etwa ein Jahrhundert lang, interessanterweise nun gemeinsam mit dem nördlich anschließenden bürgerlichen Nachbarn. Es war die Latrine mit dem umfangreichsten und vielfältigsten Inventar der Ausgrabung: 1128 meist großformatige keramische Fragmente und vollständige Gefäße sowie 65 weitere Funde barg der etwa 6 x 3 m messende Schacht. Nach der Aufgabe des Klosters füllte das nun überflüssige keramische Inventar des Klarissenkonventes die jüngste Latrine im Innenhof der Anlage.

Charakteristisch für die Fundzusammensetzung der Latrinen des frühen 17. Jahrhunderts war die große Zahl gleichartiger Teller, Schüsseln und Schalen. Es war relativ einfaches Alltaggeschirr, übliches Gebrauchsgeschirr dieser Zeit. Auch in der Latrine des 18. Jahrhundert fielen vor allem die Sätze gleichartiger Schüsseln und Schalen auf. In einigen Fällen waren sie sogar mit eingeritzten Buchstaben versehen, wohl um sie besser voneinander unterscheiden zu können.

Kreuzware

Klick auf Bild für Details

Ihr Inhalt dokumentiert damit in Teilen das keramische Inventar der klösterlichen Gemeinschaft. In der jüngsten Latrine, die ganz offensichtlich die nicht mehr benötigten Reste des säkularisierten Klosters enthielt, befanden sich mehr als 50 häufig nahezu unbeschädigte Schalen, Teller und Tassen. Hergestellt aus Westerwälder Steinzeug, sind sie auf der Innenseite mit blauen Kreuzen versehen. Ebenfalls in recht großer Zahl gelangten jetzt Schalen und Koppchen aus ostasiatischem Porzellan sowie einige mehrfarbige Fayenceschalen des 17. Jahrhunderts in den Abfall. Die hier geborgenen Gefäße zeugen von einem vielleicht nicht gerade reichen, aber durchaus "wohlsituierten" Leben im Kloster des späten 18. Jahrhunderts.

Die Klarissenschwestern bestatteten die verstorbenen Konventsmitglieder innerhalb der Kirche, aber auch im Kreuzgang des Klosters in ihrer Klostertracht. Davon zeugen Funde einfacher Nadeln aus Buntmetall (Messing) und andere metallene Bestandteile der Kleidung. Die wenigen Reste lassen auf eine recht einfache Ordenstracht schließen.


Impressum