Archäologische Untersuchungen werden heute meist dann durchgeführt, wenn Baumaßnahmen anstehen, die im Boden vorhandene Reste vergangener Epochen endgültig zerstören werden. Als 1997 die Bebauung des Parkplatzes an der Stubengasse geplant wurde, entschloss sich die Stadt Münster, das Areal vorab durch eine Ausgrabung zu untersuchen, um Zeitverzögerungen auszuschließen und gleichzeitig Zeugnisse der frühen Stadtgeschichte zu sichern.
Archäologische Untersuchungen in historischen Stadtkernen werden oft von Rahmenbedingungen bestimmt, die nichts mit fachlich begründeten Entscheidungen zu tun haben. Auf dem Parkplatz Stubengasse mussten die Grabungsschnitte so angelegt werden, dass verschiedene Bäume nicht gefährdet wurden. Die jeweils nicht untersuchten Flächen sollten weiter als Parkraum zur Verfügung stehen und die Fahrtrassen zwischen den Ein- und Ausfahrten des Parkplatzes sicher befahrbar bleiben. Im Jahr 1998 erschwerte extrem schlechtes Wetter die Arbeiten, so dass häufig alle Schnitte unter Wasser standen und nur mit Hilfe von Pumpen wieder begehbar gemacht werden konnten.
Bis Ende 1997 sollte der erste Grabungsabschnitt Klarheit darüber bringen, wie weit die archäologische Substanz noch erhalten war trotz der intensiven Bautätigkeit des 18. bis 20. Jahrhunderts mit großflächigen Unterkellerungen und der starken Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Dazu wurden alle Untersuchungen als Suchschnitte durchgeführt. Die 1997 entdeckten Befunde waren in noch so gutem Zustand, dass 1998 der Mittelteil des Parkplatzes und 1999 auch noch sein Südteil flächig ergraben wurden. Die Grabungsergebnisse können sich sehen lassen. Die Auswertung der Grabung zeichnet für einige Jahrhunderte ein anderes Bild von der Siedlungsgeschichte an der Stubengasse, als es aufgrund der bisherigen Forschungen zu erwarten war. Für andere Zeiten konnten die Ergebnisse der Historiker eindrucksvoll bestätigt werden.