Zur Ablenkung vom bedrückenden Kriegsalltag erfolgt die Wiederaufnahme des Theaterbetriebes, da - so Chronist Schulte - in dieser Zeit das Verlangen weitester Kreise nach geistiger Ablenkung außerordentlich groß sei.
'Die Wiedereröffnung des Stadttheaters erfolgte nach fast dreijähriger Unterbrechung mit der Aufführung von Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm.'
'Am Geburtstage des Kaisers wurde auf seinen eigenen Wunsch auch in diesem Jahre von besonderen Festen Abstand genommen. Am Vorabend fand großer Zapfenstreich, am Geburtstagsmorgen großes Wecken statt. Vom Turme der Lambertikirche spielte um 8 Uhr vormittags die Kapelle des 7. Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillons einige Choräle. Dasselbe Bataillon stellte am Mittag die Platzmusik auf dem Domhof. In den katholischen und evangelischen Pfarrkirchen, sowie in der Synagoge fanden Festgottesdienste statt.'
'Im Gegensatz zu den großen, rauschenden Festen, mit denen 1913 unser Infanterie-Regiment Nr. 13 sein 100jähriges Bestehen feiern konnte, mußte die Zweihundert-Jahrfeier des Kürassier-Regiments von Driessen (Westfälisches) Nr. 4 in engem, schlichtem Rahmen gehalten werden.'
'In der Nähe des Pulverbusches auf Mauritz fanden zwei Schuljungen auf einem Acker einen Zünder, der wahrscheinlich bei der großen Pulverexplosion am 21. Dezember 1915 dorthin geschleudert war. Auf dem Heimwege warfen sie ihn bei der Wirtschaft Kimmina an der Warendorfer Straße 177 auf den Bürgersteig, so daß er explodierte. Eine Frau wurde so schwer verletzt, daß sie ins Franziskushospital geschafft werden mußte. Eine zweite Frau und zwei kleine Kinder erhielten leichtere Verletzungen, während den beiden Jungens nichts geschah.'
'Unter starker Beteiligung fand am Feste Christi Himmelfahrt eine Bittwallfahrt von hier nach Telgte statt, wobei Bischof Johannes in seiner Predigt die Mütter ermahnte, bei der Gottesmutter als der Trösterin der Betrübten Stärke und Trost zu suchen in den Heimsuchungen des Krieges und für die Erlangung eines baldigen Friedens ihre Hilfe anzurufen.'
'Unter Beteiligung zahlreicher Verwundeter und anderer Militärpersonen fand die historische Große Prozession in der althergebrachten Weise statt.'
'Zum Besuche verschiedener Lazarette und sonstiger Einrichtungen des Kriegsliebesdienstes weilte von Dienstagvormittag bis Donnerstagmorgen die Kaiserin in den Mauern unserer Stadt. In Begleitung [...] traf ihre Majestät am 24. Vormittags um 8 Uhr mit einem Sonderzuge auf dem Hauptbahnhof ein, wo sich die Spitzen der Behörden zum Empfang eingefunden hatten. Auf dem Bahnsteig erwies die 1. Kompagnie der Dreizehner die militärischen Ehren. Beim Verlassen des Bahnhofsgebäudes durch das Fürstenzimmer wurden ebenso wie bei der Fahrt über die Windthorststraße durch die Promenade zum Königlichen Schloß der Kaiserin von der nach vielen Tausenden zählenden Volksmenge mit Hurra-Rufen, Hüte- und Tücher-Schwenken begeisterte Kundgebungen dargebracht, die sich überall, wo die Kaiserin in diesen Tagen sich in der fahnengeschmückten Stadt zeigte, wiederholten. [...] Am folgenden Tage fanden statt ein Besuch des Lazarettes im Evangelischen Krankenhause und des Vereinslazarettes vom Roten Kreuz in der Loge (Zumsandeplatz), eine Besichtigung der Verwundeten-Übernachtungsstation am Gaswerk (Städtischer Kriegsbahnhof) sowie eine Vorführung von Kriegsblinden-Führerhunden im Schloßgarten.'
'Am selben Abend tötete im Hause Alter Fischmarkt 16/17 ein explodierender Granatzünder die Frau des Feldwebelleutnants Henkeshoven, Henriette geb. Schäfer, die sich in der Küche in Gegenwart eines Soldaten damit beschäftigt hatte. Der Soldat wurde schwer verletzt.'
'Hindenburgs 70. Geburtstag gestaltete sich auch hier zu eine großen, nationalen Feiertag, während dem die Hindenburgbüste auf dem Balkon des Sentenzbogens zwischen Lorbeerbäumen unter einem Kranz von elektrischen Lichtern aufgestellt war. Flaggenschmuck, Militärkonzert auf dem Domplatz und vor dem Stadtweinhause, Feiern in den Schulen und Kasernen bewiesen die außerordentliche Verehrung für den gefeierten Nationalhelden. Die Stadt spendete 10.000 Mark an die Hindenburggabe für unsere Krieger und stellte die Umbenennung einer der Hauptstraßen mit Hindenburgs Namen in Aussicht.'
'Oberstabszahlmeister a. D. Schörnich von hier, der älteste Soldat des deutschen Heeres, beging die 75. Wiederkehr seines Eintritts in das Heer.'