Die überwiegende Zahl der Kriegsgefangenen wird zum Arbeitseinsatz abgeordnet. Die Stadt braucht dringend Arbeitskräfte, da die an die Front berufenen Männer in allen Bereichen fehlen. Besonders beliebt sind die Arbeitseinsätze unter den Kriegsgefangenen nicht. Die Arbeit wird schlecht bezahlt und niemand arbeitet gern für den Feind.
'Unter dem Vorsitze des Kommandierenden Generals, als dessen Adjutant Oberleutnant Kotterheidt fungierte, fand im Generalkommando eine Beratung statt […]. Bei der Erörterung der Beschäftigung von Kriegsgefangenen bemerkte der Oberbürgermeister, daß die Stadt Münster wahrscheinlich auf sie verzichten müsse, weil die Neugierde des Publikums in der Stadt bedenklich sei und bereits Arbeitsverträge mit Privatunternehmen beständen.'
'Seit einigen Tagen sind Franzosen mit der Planierung des Geländes an der Baugewerkschule beschäftigt, das als Übungsplatz für die in jener Schule einzurichtende Militärvorbereitungsanstalt dienen soll.'
'Das Stellvertretende Generalkommando stellte der Stadtverwaltung für größere Arbeiten außerhalb der Promenade Kriegsgefangene unentgeltlich zur Verfügung; die Mittagskost muß die Stadt tragen.'
Die Kriegsgefangenen leisten harte körperliche Arbeit, müssen ihre eigenen Kriegsgeräte transportieren und Hallen für ihre Lagerung errichten.
'Der Platz am Buddenturm ist in den letzten Tagen von der großen Kriegsbeute (über 100 Feldgeschütze, mehrere hundert Munitionswagen, große Kraftwagen) fast ganz geleert. Die Franzosen mußten ihre eigenen Geschütze und Wagen von dort zum Güterbahnhof fahren, von wo sie zur Aufarbeitung in die Kruppsche Geschützfabrik nach Essen-Ruhr geschafft werden. [...] Auch heute Morgen, als der Regen vom matten Himmel herniederrann, zog und schob eine Kolonne Franzosen ihre eigenen Kriegswagen durch die abgestorbenen Promenaden und die nassen Straßen zur Güterrampe. Die Leute sahen samt und sonders teilnahmslos und stumpf aus, schleppten und zogen langsam an den Wagen, alles müde Männer, die den Strick um den Oberkörper geschlungen an den pferdelosen Deichseln zogen oder auf den Wagen hockend sich mitziehen ließen, grau geworden im Leben, im Krieg und in der Gefangenschaft.'
'Die Arbeiten an dem militärischen Anschlußgeleise schreiten trotz der Überschwemmung des Aageländes rüstig vorwärts. Zur Zeit arbeiten dort etwa 530 Franzosen aus der neuen Infanteriekaserne werktäglich von 9 Uhr bis 4 Uhr mit einer einstündigen Mittagspause. Frühstück, Mittagsbrot und Vesper erhalten 400 in der Wirtschaft Wienburg, 130 bei Jülkenbeck am Kanal. Arbeitstrupps von Kriegsgefangenen durchziehen stündlich die Stadt. Auch in der Stadtverwaltung wurden in der letzten Zeit Franzosen zum Holzhacken, Koksschaufeln und für ähnliche Hausarbeiten, draußen auch für Erdarbeiten verwendet.'
Vor dem Neutore herrscht fortgesetzt reges militärisches Leben. An der Steinfurter Straße werden im Anschluß an das Artillerie-Depot große Lagerhallen aus Holz mit Hilfe von Kriegsgefangenen erbaut, in denen Kriegsbeute lagern soll.'