Die wehrfähige Bevölkerung drängt bei Kriegsbeginn in die Kasernen. Der Oberbürgermeister weist seine Beamten sogar an, sich nicht ohne 'ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Magistrates einer Militärbehörde oder einem Truppenteil zur Verfügung zu stellen.'
Musterungen finden unter anderem hinter der Apostelkirche, beim Bezirkskommando in der Neubrückenstraße 5 oder im Hof der Bergkaserne, Bergstraße 29/31, statt. Die Ausbildung der Rekruten erfolgt auch im Umland. Für den militärischen Nachwuchs werden verschiedene Einrichtungen geschaffen.
Der Andrang der Kriegsfreiwilligen ist so groß, dass sie bei allen Waffengattungen zu Tausenden abgewiesen werden müssen. Anfang August 1914 heißt es, dass sich beim Bezirkskommando allein für ein Ersatzbataillon, das 400 Mann nötig hat, 1400 Freiwillige gemeldet haben.
'Im Straßenleben fällt die Anzahl der Kriegsfreiwilligen immer mehr auf. Die Kürassiere und die Feldartillerie, sowie die Dreizehner haben ihren Bedarf gedeckt. Hunderte wandern deshalb zum Train oder fahren mit den Freischeinen, die auch für die Kriegsfreiwilligen ausgestellt werden, zu anderen Standorten, wo sie jedoch meist ebenfalls abgewiesen werden.
'Bei der heute und gestern stattgefundenen Musterung des ungedienten Landsturms ersten Aufgebots von 20-25 Jahren wurden fast alle Musterungspflichtigen angeschrieben, die Mehrzahl zur Feldinfanterie.'
'Am selben Vormittag fand in der Bauerschaft Gittrup an der Ems mit Zielen in die Bockholter Berge ein fünfstündiges Scharfschießen des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 14 statt. Den Donner der Geschütze trug der Wind auch zu dem 10 Kilometer nördlicher gelegenen Kirchdorf Ladbergen, wo die Einwohner nichts von der Schießübung erfahren hatten, an eine Beschießung Münsters durch schnell vorgerückte Franzosen glaubten und teilweise zum Teutoburger Wald flüchteten.'
Ein gemeinsamer Erlass der Minister des Krieges, Kultus und Inneren für Preußen ordnet die Einführung einer Jugendwehr zur Vorbereitung auf den Kriegsdienst für alle Jünglinge vom vollendeten 16. bis 20. Lebensjahr an. Am 17. Oktober 1914 wird sie in Münster offiziell gegründet und besteht zunächst aus 900 Jungmannen. In der Baugewerkschule entsteht eine Militärvorbereitungsanstalt.
'Am Nachmittag rückte die Jugendwehr mit Sang und Klang vom Schulplatz der Oberrealschule durch die Promenade und über die Goldstraße zu ihrer ersten Übung auf den alten Bahndamm Münster-Rheine (Verlängerung der Piusallee), wo schon seit Wochen ein reger militärischer Ausbildungsbetrieb herrscht und die Spielleute im Blasen und Trommeln unterrichtet werden.'
'Die zweite Übung der Jugendwehr fand am Nachmittag kompagnieweise auf den Schulplätzen des Realgymnasiums und des Schillergymnasiums sowie auf dem militärischen Übungsplatze hinter der alten evangelischen Kirche statt. Als Uniform wurde eine graugrüne, über der Kleiderjoppe zu tragende wasserdichte Joppe und eine den Feldmützen ähnliche Schirmmütze, an deren Stirn die Buchstaben J. W. (Jugendwehr) angebracht sind, eingeführt. Die Ausbildung der jungen Leute geschieht durch freiwillige Herren zumeist des Beurlaubtenstandes.'