'Mit flatternden Siegesfahnen und fröhlicher Stimmung, festem Vertrauen und frohen Hoffnungen auf die siegreiche Beendigung des Krieges im neuen Jahre begrüßten wir alle das Kriegsjahr eintausend neunhundert und fünfzehn. Aus Anlaß des am Silvestertage gemeldeten großen Erfolges im Osten – die Gesamtbeute unserer am 11. November einsetzenden Angriffsbewegung ist auf 136.000 Gefangene, über 100 Geschütze und über 300 Maschinengewehre gestiegen – prangte die Stadt heute am Jahresbeginne im vaterländischen Flaggenschmuck.'
'In Ostpreußen hat Hindenburg die Russen zum schleunigen Aufgeben ihrer Stellungen östlich der masurischen Stellungen gezwungen. Bis jetzt sind etwa 26.000 Gefangene gemacht, mehr als 20 Geschütze und 30 Maschinengewehre erobert. Gleich nach Bekanntwerden dieser herrlichen Siegesmeldung flaggten alle Häuser. Der Unterricht fiel aus. […] Von allen Kirchtürmen läuteten die Glocken. In der Mittagsstunde gab die Infanteriekapelle vor dem Stadtweinhaus ein Konzert.'
'Einem Wunsche des Kaisers entsprechend, wurde nach bischöflicher Anordnung am heutigen Sonntag im Hohen Dome und in allen Pfarr- und Rektoratkirchen im Anschluß an das Hochamt das Te Deum zur Danksagung für die Befreiung Ostpreußens gesungen.'
'Am folgenden Tage erklangen wieder Siegesglocken und flatterten wieder Siegesfahnen auf allen Straßen und Plätzen im Jubel über den ruhmreichen Abschluß der gewaltigen Verfolgungskämpfe nach der neuntägigen Winterschlacht in den Masuren.'
'Am Nachmittag und Abend bemächtigte sich zahlreicher Bürger eine gewisse Aufregung, weil die sonst mit großer Pünktlichkeit eintreffende Bekanntmachung des Tagesberichtes aus dem Großen Hauptquartier sich stundenlang verzögerte. Schließlich kam ein eingehender Bericht über glänzende Leistungen unserer 3. Armee im Westen in der Champagne, wo seit dem 16. Februar gewaltige Massenangriffe der tapferen Franzosen in wochenlanger erbitterter Winterschlacht siegreich abgewehrt sind.'
'Mit Kriegswahrsagereien, Prophezeiungen über das Kriegsende und allerlei Friedensgerüchten beschäftigten sich in den letzten Tagen auch hier viele Menschen. Im Zusammenhange hiermit ist der Unfug der Kettenbriefe noch weiter gewachsen. Über die Lage im Osten, die nach den amtlichen Tagesberichten unverändert ist, schwirren die verschiedenartigsten Gerüchte umher.'
'Am Vormittag war ein Berliner Telegramm darüber angeschlagen, [...]'Großer Sieg in den Karpathen, Näheres noch unbekannt', und daß am frühen Morgen die städtischen Behörden vom Oberkommando die Weisung zum Flaggen erhalten hätten. Im Munde der Leute hieß es schnell, in den Karpathen seien 100-150.000 Russen gefangen und 250 Maschinengewehre erbeutet. Rasch füllten sich die Straßen und der Prinzipalmarkt. Auf telephonischen Befehl vom Garnisonkommando flaggten die öffentlichen Gebäude, denen die Bürgerhäuser bald folgten. Die Schulen fielen aus. Von allen Kirchtürmen klang als Bestätigung der Gerüchte von dem großen Siege um 1 Uhr feierliches Glockengeläute. [...] Da traf gegen 4 Uhr der amtliche Tagesbericht ein, der den Sieg in den Karpathen ohne irgendwelche Zahlenangaben über Gefangene und Kriegsbeute bestätigte, während nachher der österreichische Bericht die Zahl der Gefangenen auf über 8.000 angab. Trotz der starken Ernüchterung einsichtsvoller Kreise war die allgemeine Stimmung in der Öffentlichkeit vom höchsten Siegesrausche getragen.'
Am 23. Mai 1915 erklärt Italien dem deutschen Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg.
Lesen eines Sonderblatts der ‚Münsterschen Zeitung’ mit der Kriegserklärung Italiens, 23./24. Mai 1915
'Der Pfingstmontag stand ganz unter dem Eindrucke des Krieges mit Italien.'
'Die Offensive des Generalobersten von Mackensen auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz brachte bisher über 21.000 Russen als Gefangene. Deshalb war allenthalben geflaggt.'
'In der Mittagsstunde kreuzte ein Zeppelin-Luftschiff von Südwesten aus über Münster mit Kurs nach Norden. Jung und alt jubelte dem Beherrscher der Luft stürmisch zu.'
'Am Nachmittag verkündigte feierliches Glockengeläute der festlich geschmückten Stadt den Fall von Przemysl, der von den Russen mehrere Monate lang gehaltenen österreichischen Festung in Galizien. Am folgenden Tage wurde im Dom zum Dank für die Befreiung der wichtigen Feste ein feierliches Hochamt abgehalten. Die Schulen fielen wieder aus. Die Häuser ergänzten den farbenfrohen Schmuck der Kirchenfahnen durch patriotische Flaggen.'
'Die Erwartung, daß im Laufe dieser Woche der seit 7 Wochen ununterbrochen dauernde, unter den größten Anstrengungen ausgeführte Kampf gegen die Russen in Galizien durch die Wiedereroberung der starken Festung Lemberg gekrönt werden würde, erfüllte sich am Abend durch die Meldung, daß die zweite österreichisch-ungarische Armee heute nach hartem Kampfe Lemberg erobert habe. Festlich klang um ¼ nach neun Uhr das Glockengeläute über die türmereiche Stadt. Schnell sammelte sich auf dem Prinzipalmarkt eine Menschenmenge an, schnell schmückten sich die Häuser mit deutschen und österreichischen Fahnen. Fast allgemein hörte man von der frohen Hoffnung, daß Rußland nun bald erschöpft und zum Frieden gezwungen sei. Wie in den Tagen der Mobilmachung wurden Lieder gesungen und Hurrarufe ausgebracht.'
'Am Nachmittag wurden mit klingendem Spiel 24 Fahnen und Standarten aus den Heeresverbänden des VII. Armeekorps vom Bahnhof zum Königlichen Schloß gebracht. Der Stellungskrieg im Westen hat für die Verwendung der historischen Feldzeichen und Fahnen keinen Raum mehr. Unter einer Bedeckung von 120 Frontsoldaten wurden die Fahnen hierher überführt.'
'Siegesgeläute, Siegesfahnen und festesfrohe Menschen verkündeten am Nachmittag die Einnahme Warschaus. Unter strahlendem Sommerhimmel drängte sich auf dem Prinzipalmarkte eine große, freudige Menge um die Infanteriekapelle, die dort ein Siegsständchen gab. Um 6 Uhr wurde noch die Eroberung Iwangorods gemeldet. Der Abend brachte eine unvergeßliche Feier.'
'In der Mittagsstunde verkündete Glockengeläute die Eroberung der Festung Kowno, die mit allen Forts und weit mehr als 400 Geschützen trotz zähesten Widerstandes stürmender Hand genommen wurde. Am folgenden Tage wurde zu Ehren dieses Sieges geflaggt. Zwei Tage später erklangen die Glocken wieder, weil die Festung Nowo-Georgiewsk, der letzte Halt des Feindes in Polen, nach hartnäckigem Widerstande erobert worden war. Das glänzende Ergebnis wurde durch die Mitteilung über die Gefangennahme der gesamten Besatzung von über 85.000 Mann und 6 Generälen und über die Erbeutung von 700 Geschützen noch erhöht. Am Abend fand wieder ein stark besuchtes Konzert auf dem Markt statt, wobei Bürgermeister Dieckmann vom Balkon des Sentenzbogens aus eine Ansprache hielt und ein Hoch auf Kaiser und Heer ausbrachte.'
'Sechs Tage hernach galt eine neue Siegesfeier der Eroberung der Festung Brest-Litowsk. Wieder flatterten die Fahnen, läuteten die Glocken, sah das Herz unserer Stadt einen herrlichen Gedenkabend.'
'Aus Anlaß der Eroberung der russischen Festung Grodno fand abends und am folgenden Mittag auf dem Prinzipalmarkt ein Konzert statt, das viele Zuhörer anlockte.'
'Der Tagesbericht meldete nach langen Monaten wieder von einer großen Angriffsbewegung unserer Truppen im Westen. In den Argonnen stürmten Württtemberger und Lothringer Regimenter auf einer Frontbreite von über 2 km in Tiefe von 3-400 m die feindlichen Stellungen. 30 Offiziere, 1.899 Mann wurden gefangengenommen, 48 Maschinengewehre, 54 Minenwerfer und 1 Revolverkanone erbeutet. Das Vollgeläute der Glocken füllte schnell den historischen Festplatz unserer Stadt mit frohen Menschen. Seit zwei Wochen spricht alles von großen Angriffen im Westen. In der letzten Woche rollten mehrere Nächte hindurch ununterbrochen Militär- und Munitionstransporte nach Westen. Viele schwere Artillerie, durch die Niederkämpfung der russischen Festungen im Osten frei geworden, kam hier durch.'
'Ein großes Luftschiff fuhr von Norden her über die Stadt gen Südwesten. In diesen Tagen erzählte man sich, ein feindlicher Flieger sei in großer Höhe über Münster erschienen und die Arbeiterinnen im Pulverschuppen auf Mauritz hätten die Munitionsfabrik verlassen müssen, weil ein Bombenwurf befürchtet wurde.'
'Nach zum Teil 50stündiger, stärkster Feuervorbereitung begann am 25. September auf der ganzen Westfront vom Meere bis an die Vogesen eine gewaltige Angriffsbewegung der Franzosen, Engländer und ihrer farbigen Hilfsvölker. Mit großer Spannung wurden vier, fünf Tage lang unsere Heeresberichte erwartet. Überall blieben wir Sieger. Heute verkündete Glockengeläut, daß der Hauptsturm nicht den erhofften Durchbruch erzielt, sondern von unseren tapferen Streitern restlos abgewiesen war.'
'Flaggenschmuck und Musikständchen galten der Eroberung der serbischen Festung und zeitweiligen Hauptstadt Nisch. Die glänzenden Erfolge der Verbündeten auf dem Balkan werden hier auch deshalb mit Interesse verfolgt, weil viele dort jetzt die Entscheidung des ganzen Krieges suchen.'