'Dem Ernst der Kriegszeit entsprechend wurde das alte Jahr still beschlossen, das neue still begonnen. Nur im Mauritzviertel erdröhnten in der Silvesternacht ein paar Böllerschüsse.'
'Auf dem Send waren dieses Mal nur Verkaufsbuden, keine Schaubuden zugelassen.'
'Wegen starken Regens mußte die Große Prozession nach dem Durchzuge durch die Lambertikirche abgebrochen werden. Hinter den Stadtverordneten schritten etwa 300 Soldaten aus den hiesigen Lazaretten. Auch lebensgroße Gruppenbilder im Portal der Klemenskirche und vor dem Kiepenkerl mahnten an die Kriegszeit. Über der Portalinschrift der Klemenskirche hing ein Fahnenspruch: Du Opfer, dem das Heil entsprossen / Das uns des Himmels Tor erschlossen, / Uns drängt der Feind in schweren Kriegen,/ Verleih uns Kraft und hilf uns siegen.'
Der Sedantag war ein Gedenktag, der im Deutschen Kaiserreich jährlich um den 2. September gefeiert wurde. Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Sedanschlacht.
'Am Tage der 44. Wiederkehr der Kapitulation von Sedan waren außer den öffentlichen Gebäuden fast alle Privathäuser mit Fahnen geschmückt. Ein Musikständchen wie im Vorjahre fand nicht statt.'
'Am heutigen Sonntag veranstalteten die gesamten katholischen Jugendvereine und Kongregationen unserer Stadt eine große Kriegswallfahrt zur schmerzhaften Mutter in Telgte.'
Auf dem Wiener Kongress erhielt Preußen 1815 das Rheinland und Westfalen zugesprochen. Damit wurde Münster auf Dauer preußisch. Der preußische General und Politiker Eberhard von der Recke nahm am 18. Oktober 1815 im Namen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm die Erbhuldigung (Treueversprechen) aller westfälischen Länder in Münster entgegen. Jährlich wurde dieses Tages gedacht.
'Schlicht und ernst, wie die eiserne Zeit es forderte, beging die Stadt Münster die hundertste Wiederkehr des Tages ihrer Erbhuldigung an die Krone Preußens. Auf dem Markte, auf allen Plätzen und Straßen wehten die vaterländischen Flaggen und Banner. Die Schulen hatten frei.'
'Am 21. Dezember 1915 wurden etwa 15 Minuten nach 6 Uhr abends an dem Schuppen, in welchem Pulverbeutel genäht wurden, Flammen bemerkt. Nach einem voraufgegangenen dumpfen Knall brannte alsbald der Nähsaal lichterloh. Etwa 300 Frauen und Mädchen befanden sich im Wohlfahrtsraum, von wo sie in größter Angst und voller Schrecken so schnell zum Ausgang stürzten, daß der Militärposten das verschlossene Tor, gegen das gedrängt wurde, nicht sofort öffnen konnte. Viele Frauen kletterten in ihrer Herzensangst über oder durch den Stacheldrahtzaun, wobei sie Hautverletzungen erlitten. 3 Minuten vor 7 Uhr flog ein großes Munitionslager unter gewaltigem Krach mit ungeheurer Wucht in die Luft. Um ½ 8 Uhr leiteten 4 schwache Explosionen zu einer zweiten schweren Explosion und dann zu einem ununterbrochenen Trommelfeuer über, während dem 25 Minuten vor 9 Uhr, um 10 Uhr, um ½ 11 Uhr nachts und um 4 Uhr morgens ganze Baracken mit Munition aufflogen und dadurch besonders schwere Schläge erfolgten. Den Elementen mußte freier Lauf gelassen werden. Alle Häuser in der Stadt erbebten.'
'Bei jeder Entladung hob sich feuerrot eine glühende Masse empor; wie zuckende Blitze sprangen aus ihr nach allen Seiten die platzenden Granaten, Schrapnells und Leuchtraketen ab. Dann knäulte sich ein großer, dichter Rauchballen zusammen; ihn unterbrachen bald züngelnde Feuergarben. Blutigrot stand der Himmel eine gute Viertelstunde.'
'Die Wirkung des Unglücks war gewaltig: dort, wo die Munition lagerte, entstanden große Sprengtrichter, von denen einer 8 Meter tief war und 25 Meter im Durchmesser faßte. Die Gebäude der Munitionsanstalt wurden zerstört, das Birkenwäldchen, in dem sie lag, zerfetzt.'
'Der gewaltige Luftdruck ist meilenweit im Umkreise gespürt.'