'Nach achtzehnjähriger erfolgreichster Amtstätigkeit trat Oberbürgermeister Dr. jur. h. c. Max Jungeblodt auf seinen Antrag in den Ruhestand. Seine geschwächte Gesundheit zwang ihn, die weitere Leitung der durch seine zielbewußte, zähe, rastlose und kluge Arbeit in jeder Weise zur schönsten Blüte entwickelten Stadt Münster anderen Händen anzuvertrauen.'
'Am folgenden Morgen wurde in der Lambertikirche nach alter Sitte, auf Grund einer Meßstiftung des Lizentiaten Peter Wittfeld, Bürgermeisters hiesiger Stadt in den Jahren 1660 und 1682 bis 1688, ein feierliches Hochamt gehalten. Uraltem Brauch gemäß kündete um 12 Uhr ein viertelstündiges Schlagen der städtischen Brandglocke im Lambertikirchturm den Beginn der Neuwahl an, aus welcher der Erste Beigeordnete Franz Dieckmann mit 41 Stimmen einstimmig als Bürgermeister hervorging. Der Schreiber dieser Chronik veröffentlichte an diesem Tage im 'Westfälischen Merkur' eine Liste von 164 Bürgermeistern. Der Ernst der Zeit ließ es nicht zu, daß, wie in Vorzeiten, ein fröhliches Wahlfest abgehalten wurde und beim Ratszech der historische Bürgermeistertrunk aus dem Goldenen Hahn der Stadt Münster auf ihr Wohl geschehen konnte.'
'Nach hundertjährigem Bestehen wurde das alte Gebäude am Pulverturm auf St. Mauritz in diesen Tagen abgebrochen; die gewaltige Pulverexplosion hatte es glücklich überstanden.
Dem Abbruch verfiel auch an der Mündung der Kirchstraße in die Warendorfer Straße der rechte Torpfeiler des nördlichen Tores der ehemaligen Immunitas sancti Mauritii. Sein Verschwinden beklagt jeder Freund der Geschichte Münsters. Nun wird die Erinnerung an die ehemalige 'Freiheit' des Stifts St. Mautritz noch von den drei stattlichen Pfeilern des zum Kreuzweg führenden Osttores und durch die beiden steinernen Wegeschranken nach Westen wachgehalten.'
'Nachdem der Send wohl 1.000 Jahre lang im Herzen, in der Keimzelle unserer Stadt, auf dem Domhofe abgehalten worden war, wurde er in diesem Jahre mit dem Peter- und Paul-Send auf den Neuplatz verlegt. Das alte Sendschwert vom Jahre 1578 wurde trotz dieser Änderung auch diesmal nach alter Sitte über den rechten Pfeiler des Rathauses ausgehängt.'
'Bei günstigem Wetter hielten die einzelnen Pfarren ihre Fronleichnamsprozession in würdiger Weise.'
'Unter starker Beteiligung der Bürgerschaft fand die Große Prozession statt. Hinter Magistrat und Stadtverordneten schritten etwa 400 Verwundete aus den hiesigen Lazaretten. Wie im Vorjahre waren an der Clemenskirche und auf dem Platz beim Kiepenkerl-Denkmal auf den Krieg bezügliche Gruppen aufgestellt; hier thronte inmitten von Blattpflanzen und Blumen eine Christusfigur; dreißig Engelchen trugen folgende, die Wünsche der ganzen Welt enthaltende Bittschrift die Stufen empor:
Gott des Friedens, auf den Knien / Rufen flehend wir zu dir: / Herr, gib uns den lieben Frieden, / Um dies eine bitten wir! / O, laß endlich wieder ein / Deiner Friedenssonne Schein!'
'Am Abend vernichtete ein Brand den mit Beutedecken gefüllten früheren Knubelschen Fliegerschuppen auf der Loddenheide.'