Kriegschronik Münster im Ersten Weltkrieg

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1918 - Kriegsgeschehen

Chronikeintrag vom 13. Februar 1918

'Die Polizeiverwaltung erneuerte ihre Vorschriften über die Einschränkung in der Beleuchtung von Häusern und Geschäften, die sie zur Sicherung gegen Fliegergefahr erlassen hatte.'


Frieden von Brest-Litowsk

Der Ausbruch der Februarrevolution 1917 führt zu einer erheblichen Schwächung der russischen Kampfkraft. An der Otfront wird am 15. Dezember 1917 ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Rußland abgeschlossen, am 22. Dezember beginnen zwischen beiden Ländern die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk. Anfang März kommt es zur Unterzeichnung des Friedensvertrages, der das Kriegsende an der Ostfront bringt.

Chronikeintrag vom 2. März 1918

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vergrößernFlaggenschmuck zum Friedensschluss, 1918

'Unser Vorgehen in Rußland führte schneller als alle theoretischen Auseinandersetzungen auf der Friedensberatung in Riga zum Friedenschluß, bei dessen Verkündung hier die Glocken läuteten, die Böller dröhnten, die Fahnen wehten und die Musik auf dem von frohen Leuten gefüllten Markte spielte. Mit hellen Liedern und lustigem Winken, blumenbekränzt zogen unter Militärmusik mehrere Hundert Infanteristen zum Bahnhof, voller Hoffnung, daß der ersten Morgenröte des Friedens im Osten bald der so lange, lange heiß ersehnte allgemeine Friede folgen werde. Ein Doppeldecker kreiste mehrere Male über die festlich gestimmte, in der ersten Frühlingssonne liegende Stadt. Alle Schulen hatten frei.'


Chronikeintrag vom 25. März 1918

'Aus Anlaß der größten Niederlage der britischen Geschichte (Verlust von über 30.000 Gefangenen und 60 Geschützen), einem der gewaltigen Erfolge unserer großen Angriffsbewegung im Westen, hat der Kaiser befohlen, zu flaggen und Victoria zu schießen, sowie den Schulunterricht ausfallen zu lassen. In der Mittagsstunde läuteten alle Glocken Sieg.'


Chronikeintrag vom 22. Juli 1918

'Ernste Stimmung wegen der Marne, deren sämtliche Ufer wir räumen mußten; französische Meldung: 20.000 Gefangene, 400 Geschütze.'


Zu Beginn des 5. Kriegsjahres am 1. August veröffentlicht der Kommandierende General eine beschönigende Bekanntmachung. Er spricht seinen warmen Dank aus für Opfermut und Standhaftigkeit. Die Bevölkerung soll weiter vertrauen auf die Kraft des Vaterlandes. Solche Verlautbarungen haben jedoch an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Die Niedergeschlagenheit nimmt zu. Gerüchte über die bedrohliche militärische Lage und den Geist des Heeres fördern eine politische Umorientierung. Chronist Eduard Schulte konstatiert: Man mag sich vielleicht heute noch dagegen sträuben, es hilft nichts: Die neue Zeit erfordert neuen Geist! Auch in Münster!

Chronikeintrag vom 3. August 1918

'In weitesten Kreisen ist die Stimmung böser, schlechter denn je. Unsere große Offensive, die den Endsieg, den Frieden bringen sollte, stockt; an der Marne begann der Umschwung. Die so oft belächelte Gegnerschaft Amerikas hat sich an der Westfront in den letzten Wochen immer stärker gezeigt. Wie England wurden auch die Vereinigten Staaten völlig unterschätzt. Die Abwehr der Truppen- und Kriegsmaterial-Transporte durch die U-Boote versagte, trotzdem ihre Taten über alles Lob erhaben sind. Auch die Aushungerung Englands durch die U-Boot-Blockade wird jetzt schon seltener nach Wochen und Monaten, denn nach Jahren bemessen. Im Osten ist alles ungeklärt und in Gärung. In der Türkei und Bulgarien soll man ebenso wie in Österreich-Ungarn vom Krieg und von dem großen Bundesgenossen nichts mehr hören wollen. Wo zuerst die Revolution ausbricht, weiß man nicht.'


Chronikeintrag vom 10. September 1918

'Am Vormittag drang Kanonendonner von der Westfront bis zu uns herüber. Trotz des stürmischen Regenwetters war der dumpf dröhnende Donner zu vernehmen. Als aber Regen und Sturm nachließen, hörte man in ganz kurzen Zwischenpausen starke und schwächere Detonationen. Die Erde zitterte.'


Chronikeintrag vom 14. September 1918

'Österreich-Ungarn tritt mit der offiziellen Anregung hervor, eine direkte Aussprache zwischen den einander feindlich gegenüberstehenden Mächten herbeizuführen, um bald Friedensverhandlungen einzuleiten.'


Chronikeintrag vom 4. Oktober 1918

'Aus dem Westen kommen niederschmetternde Meldungen über unsere Lage.'


Chronikeintrag vom 5. Oktober 1918

'Der neue Reichskanzler Prinz Max von Baden hat im Reichstage mitgeteilt, daß er in der vergangenen Nacht im Einverständnis mit den Bundesgenossen durch die Schweiz an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Note mit der Bitte gerichtet habe, die Herbeiführung des Friedens in die Hand zu nehmen. Das von diesem am 8. Januar und am 27. September aufgestellte Programm für den allgemeinen Frieden könne Deutschland als Grundlage für die Verhandlungen annehmen. Prinz Max verbreitete sich über die neuen Grundzüge der deutschen Innenpolitik. Am Schluß betonte er, daß Deutschland nach außen hin einen ehrlichen Frieden wolle, der jede eigensüchtige Verletzung fremder Rechte von sich weist, daß Deutschland aber auch fest entschlossen und einig zu einem Endkampfe auf Leben und Tod sei, zu dem unser Volk ohne eigenes Verschulden gezwungen wäre, wenn die Antwort der Feindmächte von dem Willen diktiert werden sollte, uns zu vernichten.'


Chronikeintrag vom 14. Oktober 1918

'Im Mittelpunkte aller Gespräche steht trotz der Grippe die politische und militärische Lage. Die sehr gedrückte Stimmung entspricht der tiefen Sorge um den unversehrten Bestand und die Zukunft des Vaterlandes. Dazu kommt ein leidenschaftlicher Streit, den Professor Gerhard von Schulze-Gävernitz durch einen Aufsatz über böse Zweideutigkeiten in unserer Politik gegen Amerika veranlaßt hat und der sich darum dreht, ob der Krieg mit Amerika bei ehrlicher Politik hätte vermieden werden können.'


Chronikeintrag vom 14. Oktober 1918

In den aufgeregten Fragen nach den Gründen unseres urplötzlichen Zusammenbruches tauchen hier als Antworten auf: der Fehlschlag des U-Bootkrieges, die Schwäche unserer Verbündeten, die Unterschätzung Amerikas, die Kriegsmüdigkeit der Truppen, ihre alten Klagen über die Klassenunterschiede, die Beschaffenheit des durch mehrjährige Unterernährung geschwächten jungen Ersatzes, die allgemeine Zermürbung der Nerven, der Tiefstand der vaterländischen Gesinnung.


Chronikeintrag vom 25. Oktober 1918

'Bezeichnend für die Schwenkung nach links ist es auch, daß sich am Hauptbahnhof ein Verkaufsstand mit der führenden sozialdemokratischen Zeitung 'Vorwärts' eines außerordentlichen Zuspruches erfreut. Bürgersleute, denen früher das Wort 'Sozialdemokratie' den Inbegriff aller vaterlandslosen, besitzfeindlichen und kulturgegnerischen Ideen bedeutete, orientieren sich über die militärische und politische Lage nach dem 'Vorwärts', weil sie glauben, nur dort die Wahrheit zu hören.'


Chronikeintrag vom 27. Oktober 1918

'Österreich-Ungarn versucht offensichtlich, den Frieden um jeden Preis herbeizuführen, auch wohl ohne uns.'


Chronikeintrag vom 27. Oktober 1918

'Bei den höchst betrüblichen Nachrichten über die Zersetzung unserer Bundesgenossen an der Donau und am Bosporus kommt die Frage nach dem Schicksal unserer Armee unter Mackensen mit zum Ausdruck. Bange Fragen überall.'


Chronikeintrag vom 27. Oktober 1918

'Während unsere Soldaten im Westen Tag für Tag standhaltend noch verbluten, wird aus Wien amtlich verlautbart: Unserem mehrfach zum Ausdruck gebrachten Entschluß zur Herbeiführung eines das Völkerringen abschließenden Waffenstillstandes Rechnung tragend, werden unsere auf italienischem Boden kämpfenden Truppen das besetzte Gebiet räumen. Der Dank vom Hause Österreich!! Nun kommt der Nibelungen Not …'



 

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