Im Laufe des Krieges ist die Distanz zu Kriegsgefangenen geschwunden. Eine große Zahl lebt nicht in den drei Kriegsgefangenenlagern, sondern ist bei ihren Arbeitgebern untergebracht. Andere werden jeden Morgen zu den Stadttoren gebracht und dort von ihren Arbeitgebern abgeholt.
'Während in der ersten Kriegszeit Kriegsgefangene durch die Straßen der Stadt nur von Wachmannschaften mit Gewehr und aufgepflanztem Bajonett begleitet wurden, sah man im Verlaufe des letzten Jahres oft im vaterländischen Hilfsdienst stehende oder auf Dienstvertag angestellte alte Mäner als Begleiter. [...] Durchweg haben sich zwischen den Gefangenen und den Arbeitgebern herzliche Verhältnisse entwickelt, inwieweit leider auch zu Töchtern des Landes, das besagen die Verurteilungen wegen verbotenen Verkehrs und die Geburtsregister der Standesämter.'
'In den Zeitungen gibt das Stellvertretende Generalkommando laufend die Bestrafungen von Deutschen unseres Korpsbezirkes bekannt, die mit Kriegsgefangene verbotenen Verkehr gepflogen haben.'
'Im Auftrage des Papstes besichtigte der Apostolische Nuntius am Münchener Hofe, Erzbischof Pacelli, die Gefangenenlager Haus Spital und Rennbahn, um sich von dem Zustande seiner italienischen Landsleute zu überzeugen. Er nahm im bischöflichen Hofe Wohnung.'
'Übersicht über die Belegung der Kriegsgefangenenlager I (Haus Spital, Kommandant Oberst z. D. Nütten), II (Rennbahn, Kommandant Generalmajor z. D. Freiherr Raitz zu Frentz) und III (Infanteriekaserne, Kommandant Oberst z. D. Geise) (nach Wilhelm Doegen, Kriegsgefangene Völker Bd. I).'
[Die Aufstellung nennt eine Gesamtanzahl von 89.943 Gefangenen: in Lager I: 20.946, in Lager II: 47.911 und Lager III: 21.086 Gefangene]
'Der größte Teil dieser 90.000 Gefangenen befindet sich auf Arbeitskommandos (Zechen, Fabriken, Landwirtschaft, Werkstätten) außerhalb der Hauptlager.'
'Am Abend versuchten gegen 8 Uhr die russischen Kriegsgefangenen im Lager Infanteriekaserne an der Kinderhauser Straße auszubrechen. Die Artillerie-Ersatzabteilung wurde alarmiert und fuhr mit Geschützen und Maschinengewehren auf, wodurch die Russen sich zur Ruhe veranlaßt sahen.'