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In früheren Jahrhunderten kam es aufgrund von
Missernten immer wieder zu Hungersnöten. Die
Knappheit der Lebensmittel führte zu Teuerungen,
neben Kriegen und Seuchen die dritte große Plage,
mit denen Gott, so wurde geglaubt, die Menschen für
ihr sündiges Leben strafte.
Bei allmählich wachsender Bevölkerung trotz
gering bleibender Produktivität der Landwirtschaft
war der Nahrungsspielraum immer eng. Wenn die Preise
für Grundnahrungsmittel stiegen, hatten die meisten
Menschen kein Geld mehr für den Erwerb
handwerklicher Erzeugnisse übrig. Die Nachfrage
sank, der Absatz stockte, und so gerieten auch viele
Gewerbetreibende in wirtschaftliche Bedrängnis.
Von Hungersnöten war deshalb die ganze Gesellschaft
betroffen.
Die schlimmsten Hungersnöte zwangen die
bäuerlichen Familien, ihr Saatgetreide und ihre
Zugtiere zu verzehren. Wer überlebte, hatte in der
Folgezeit mit den größten Schwierigkeiten zu
kämpfen, die Landwirtschaft aus dem Nichts ganz
allmählich wieder in Gang zu bringen. Die letzten
Hungerwellen der alten Zeit erfassten Westfalen
1830/31 und 1846/47. Viele kamen vom Lande in die
Städte, wo sie auf Almosen hofften, doch auch
hier war wenig zu verteilen. Danach wurde es besser.
Dank agrartechnischer Neuerungen konnte in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die landwirtschaftliche
Produktivität sehr schnell gesteigert werden.
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