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Bettelwesen
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Stadtarchiv / Stadt Münster
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Betteln erlaubt

• Von Haus zu Haus
• Vor den Kirchen
• Betteltechniken

Ein armer Mann vor der Martinikirche, 1789 [Bildnachweis]
Im christlichen Mittelalter war das Betteln ein allgemein anerkannter und kaum in Frage gestellter Broterwerb für die Armen. Bettlerinnen und Bettler wurden allgemein toleriert. Die Armen hatten ein relgiös motiviertes Recht auf Hilfe und die Reichen eine Pflicht zur Hilfeleistung. Die traditionelle mittelalterliche Almosenvergabe erwartete vom Empfänger der Almosen als Gegenleistung lediglich die Fürbitte für das Seelenheil des Spenders.
Seit 1500 ging man immer mehr dazu über, unterstützungsbedürftige und nicht unterstützungsbedürftige Arme zu unterscheiden. Herumziehende Bettlerinnen und Bettler konnten freilich nicht einfach ignoriert werden. So kam es häufig zu der Praxis, dass man ihnen eine einmalige Hilfeleistung gab, ein Essen, vielleicht einen kleinen Geldbetrag, eine Möglichkeit zum Übernachten - aber dann forderte man sie auf, die Stadt wieder zu verlassen.


Von Haus zu Haus

Ein Bettler an der Haustür [Bildnachweis]
Grundsätzlich war die allgemein übliche Bettelpraxis in Münster, so wie in anderen Städten und Gebieten auch, ein Betteln von Haus zu Haus. Die Hausbettler zogen von Tür zu Tür und baten vor allem bei den wohlhabenden Geistlichen und Bürgern um Almosen. Neben den Bettlerinnen und Bettlern, die von Haus zu Haus zogen, gab es auch die sogenannten Straßenbettler, die sich an einem bestimmten Ort aufhielten und dort um Almosen baten.
Seit 1550 gab es in Münster immer wieder neue Bettelordnungen, die immer eine Bestimmung über Bettelzeiten enthielten. Das Betteln war nur vor- und nachmittags erlaubt, in der Mittagszeit und in den Abendstunden aber verboten. Die Bürgerinnen und Bürger sollten ihre Mittags- und Feierabendruhe haben.


Vor den Kirchen

Bettlerinnen und Bettler vor einer Kirche [Bildnachweis]
Es ist davon auszugehen, dass sich auch in Münster viele Bedürftige vor oder in den Gotteshäusern niederließen, da sie auf die Spendenbereitschaft christlich motivierter Mitmenschen hofften. Allerdings finden sich in der münsterschen Überlieferung nur wenige Hinweise für die besonders in größeren Städten häufig angewandte Praxis, dass sich die Armen vor den Kirchentüren und in den Kirchen aufhielten, um dort die Wohlhabenden direkt anzusprechen oder durch das Zurschaustellen von körperlichen Gebrechen um Almosen zu bitten.
In oder vor der Kirche war die Spendenbereitschaft der Wohlhabenden aus zwei Gründen besonders groß. Zum einen waren sie hier sehr stark an ihre christliche Pflicht der Mildtätigkeit erinnert. Zum anderen wussten sie, dass ihnen hier das Fürbittgebet der Armen sehr sicher war.


Betteltechniken

Allerlei Arten der Kunst des Bettelns [Bildnachweis]
Für den Eindruck, den Bettlerinnen und Bettler machten, hatte ihr körperlicher Zustand eine grundsätzliche Bedeutung. Zu den Techniken des professionellen Bettelns gehörte daher vor allem, Krankheiten, Gebrechen und körperliche Mängel wirkungsvoll zur Schau zu stellen. Die Berechtigung zum Betteln beruhte in erster Linie auf körperlichen Schwächen. Diese in geeigneter Form zu betonen war ein Mittel, das Betteln als rechtmäßig darzustellen und Mitleid zu erwecken.
Die Abbildung zeigt eine Galerie von Gebrechen, die bei den Menschen, die vorübergingen, Entsetzen und Mitleid erregt haben dürften. Ein weiterer Bereich der Betteltechniken lag auf dem Gebiet der künstlerischen Aktivitäten. Die Bettler spielten verschiedene Musikinstrumente, sangen oder erzählten Geschichten, um Almosen zu bekommen.
Die Grenzen zwischen dem Zurschaustellen und dem Vortäuschen von körperlichen oder geistigen Schwächen waren fließend. So erklärt sich, dass den Bettlerinnen und Bettlern häufig mit Betrugsverdacht begegnet wurde. Das Bekanntwerden betrügerischer Praktiken der falschen Armen, die sich Almosen erschlichen, schwächte die Bereitschaft zur Mildtätigkeit gegenüber den echten Armen und erschwerte die Lebensbedingungen dieser Menschen noch zusätzlich.


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