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Ein Verstorbener wird in Leichentücher gelegt
[Bildnachweis] |
Der Status der Witwe bot vielen Frauen in Mittelalter
und früher Neuzeit eine einmalige Chance zur
Selbständigkeit im privaten wie auch im öffentlichen
Leben. Sie waren keinem Elternhaus und keinem Ehemann
mehr verpflichtet. Auf der anderen Seite konnte der Tod des
Ehemannes für viele Frauen eine Armutsbedrohung
darstellen. In Münster gab es schon seit etwa 1300
wesentlich mehr Armenhausplätze für Frauen
als für Männer. Dennoch kam es vor, dass
alle Frauenplätze besetzt waren und weitere Frauen
auf den Wartelisten standen, während
Männerkammern leer blieben.
Die Gründe, weshalb mehr Frauen als Männer
von der Armut betroffen waren, sind vielfältig. Zum
einen konnten sich verwitwete Frauen wegen Männermangels nur in seltenen Fällen wieder verheiraten. Zum
anderen gab es nicht viele Berufe, die eine Frau ausüben
konnte, um sich selbst zu ernähren. Die Tätigkeiten,
die ihnen offenstanden, wie Waschen, Spinnen und Nähen,
brachten wenig ein. Diese ungünstige Situation für
Frauen veränderte sich nur sehr langsam und war noch
im 19. Jahrhundert ungemindert aktuell.
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