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Stadtarchiv / Stadt Münster
Armut Vom Stiften Offene Armenfürsorge Leben in Armenhäusern Orte der Wohltätigkeit
Die Geschichtsquellen

• Testamente
• Gründungsurkunden
• Rechnungsbücher
• Ratsprotokolle

Blick in ein Magazin des Stadtarchivs [Bildnachweis]
Die im Stadtarchiv und in anderen Archiven aufbewahrten Dokumente sind die Grundlage für die Erforschung der Geschichte des Stiftens in Münster. Die Abteilung "Stiftungsarchiv" des Stadtarchivs enthält einen Großteil der ältesten überlieferten Archivalien der Stadt. Doch auch die Abteilungen "Ratsarchiv" und "Gerichtsarchiv" bieten Material für das Stiftungsthema. Von 1991 bis 1997 wurde im Stadtarchiv die münstersche Stiftungsgeschichte auf dieser breiten Quellengrundlage in einem eigenen Forschungsprojekt gezielt bearbeitet und in Buchpublikationen der Öffentlichkeit präsentiert.
Klicken Sie auf "Testamente", um diejenige Quellengruppe näher kennenzulernen, in der die Mehrzahl der Stifterinnen und Stifter ihren Stifterwillen niedergelegt hat. Unter "Gründungsurkunden" finden Sie Informationen über Dokumente, die aus dem Stiften eine Stiftung entstehen ließen. Auch die "Rechnungsbücher" gestifteter Institutionen mit ihren jährlichen Aufzeichnungen der Einnahmen und Ausgaben enthalten Informationen über Stifterinnen und Stifter. Unter "Ratsprotokolle" wird erläutert, daß auch die Stadtobrigkeit in ihren Beratungen und Beschlüssen an manchen Stiftungsvorgängen beteiligt war.



Testamente

Testament der Bürgerin Anna Bennemans 1549 [Bildnachweis]
In ihrem Testament von 1549 stiftete Anna Bennemans, genannt ton Waelde, "Borgerssche bynnen Munster" (Bürgerin in Münster), unter anderem eine jährliche Seelenmesse im Aegidiikloster. Eine Stiftung zugunsten der Armen hat sie zwar nicht ins Leben gerufen, wohl aber einmalige Gaben zur Verteilung nach ihrem Tod bestimmt. Ihr Testament wurde von dem Notar Johannes Holscher in schöner Schrift in eine auch optisch ansprechende Form gebracht.

Das Stadtarchiv bewahrt eine große Zahl von Testamenten vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert auf. In dieser Zeit hatte der Rat auch gerichtliche Aufgaben, so daß Bürgerinnen und Bürger ihre Testamente, wenn sie sie nicht in der Familie lassen wollten, dem Rat zur Ausführungskontrolle übergeben konnten. Diese dem Rat übergebenen Testamente heißen öffentliche Testamente. Leider sind private Testamente im Stadtarchiv nicht überliefert. So ist nicht einmal ihre Zahl bekannt.
Das Testament von Anna Bennemans gehört noch einer Epoche an, in der Testatorinnen und Testatoren mehr für religiöse als für soziale Zwecke stifteten. Aber wenig später, um 1570, kehrte sich das Verhältnis um. Seitdem wurde mehr für soziale als für religiöse Zwecke gestiftet.


Gründungsurkunden

Gründungsurkunde der Elende Aegidii 1475 [Bildnachweis]
Am 6. März 1475 bestätigten Bürgermeister und Rat der Stadt Münster die Gründung der Elende im Agidiikirchspiel, dem Pfarrbezirk von St. Aegidii. Eine Elende war ein Haus für Pestkranke, in dem diese bis zur Genesung oder zum Tod nicht nur ein Bett sowie Speise und Trank, sondern auch Trost und Zuspruch erhielten. Über die Pflege hinaus gab es aber keine medizinische Versorgung.

Eine Gründungsurkunde stand stets am Ende einer kürzeren oder längeren, oft mehrjährigen Gründungsphase. Sie bestätigte und bekräftigte die erfolgte Gründung, die mit der Bereitstellung von Kapitalien oder Immobilien begann und mit der Einrichtung der Institution abgeschlossen wurde. In vielen, aber nicht in allen Fällen sind die Institutionen der Armenfürsorge direkt durch Stifterpersönlichkeiten ins Leben gerufen worden. Manche, wie die Lamberti-Elende, waren Gemeinschaftsstiftungen der Bürgerinnen und Bürger eines Kirchspiels, die Geld zusammenlegten, um ihr Vorhaben zu verwirklichen.
Die großformatige Urkunde wurde vom Stadtsekretär mit Tinte auf Pergament geschrieben. Bürgermeister und Rat garantierten die Echtheit der Urkunde durch Anhängen des großen Stadtsiegels.


Rechnungsbücher

Rechnungsbuch des Leprosoriums Kinderhaus 1534-38 [Bildnachweis]
Alle Stiftungen führten Buch über ihre Einnahmen und Ausgaben. Da in vielen Fällen die Stiftungs- und Gründungsdokumente mittelalterlicher Stiftungen verlorengegangen sind, muss man sich mit Informationen aus späteren Zeugnissen begnügen.

Die Dom-Elemosine war die Almosenstiftung der "Domherren" am St.-Paulus-Dom. Sie war um 1400 durch eine Stiftung des Domherrn Lubbert von Rodenberg gegründet worden. Im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts haben sehr viele Domherren Stiftungen getätigt, die in der Dom-Elemosine verwaltet wurden. Da die einzelnen Stiftungen voneinander getrennt blieben, sind die Einnahmen und Ausgaben der Stiftung des Lubbert von Rodenberg durchgängig als erste verzeichnet worden.
In dem in Latein geführten Rechnungsbuch der Dom-Elemosine von 1576/77 zum Beispiel lautet die Überschrift der ersten Seite der Ausgaben: "Exposita de huiusmodi suprascriptis Receptis, Et primo ad Eleemosynam D[omi]ni Lubberti de Rodenborch Canonici" (Ausgaben der in solcher Weise oben beschriebenen Einnahmen, und erstens zum Almosen des Herrn Kanonikers Lubbert von Rodenberg). Es folgen die Eintragungen über die Ausgaben für die Armen.


Ratsprotokolle

Eintragung im Ratsprotokoll von 1590 [Bildnachweis]
Auch die Protokollbücher des Rates geben Auskünfte über Stiftungen. Ein Beispiel ist die abgebildete Eintragung vom 16. Juli 1590. Sie lautet: "Aus der Hoeckenmeckerschen Testament werden jährlich 50 Rt. den Armen verrichtet."

Der jährliche Ertrag der Stiftung in Höhe von 50 Reichstalern läßt ein Stiftungskapital von 1000 Reichstalern errechnen. Dies entsprach dem Wert eines größeren Wohnhauses. Über die Stiftung der Hoeckenmeckerschen ist sonst nichts bekannt. Das Testament wurde nicht beim Rat, sondern - wie es im Protokolleintrag heißt - bei den Provisoren des Aegidiikirchspiels aufbewahrt.
Ein genauerer Stiftungszweck ist nicht genannt. Möglicherweise hat das Testament keine exakteren Angaben enthalten, wie es auch von anderen Fällen bekannt ist, so daß die Stiftungsverwalter über die Mittelvergabe nach eigenem Ermessen entscheiden konnten.

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