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Armenhäuser 1565-1615
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Viel Geld: Kapitalstiftungen
 
Stadtarchiv / Stadt Münster
Armut Vom Stiften Offene Armenfürsorge Leben in Armenhäusern Orte der Wohltätigkeit
Armenhäuser 1565-1615

• Evert Bischopinck 1565
• Wessel Husman 1587
• Dr. Henrich Vendt / Clara Wedemhove 1588
• Arnd Wibbeke 1615

Das Armenhaus Vendt 1636 [Bildnachweis]
Ab 1550 lassen sich zahlreiche Veränderungen in der Armenfürsorge Münsters erkennen. Die Versorgung der einheimischen Armen wird in den Vordergrund gerückt. Die starke Zunahme der Armen in den 1580er Jahren hat zur Folge, dass der Rat 1585 zum ersten Mal eine Armenordnung in Kraft setzt. Seit 1565 werden viele neue Armenhäuser gestiftet. Den Höhepunkt dieser neuen Stiftungswelle bilden fünf Gründungen um 1590. Noch zur Mitte des Jahrhunderts hatte es in Münster lediglich zehn Armenhäuser gegeben, deren Zahl sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts auf 20 erhöhte. Diese Entwicklung setzte sich mit vier weiteren Gründungen bis 1615 fort. Im 16. Jahrhundert stieg die Kapazität der Armenhäuser in Münster von ca. 200 auf bis zu 300 Personen, die in den Armenhäusern versorgt werden konnten. Die Tabelle der Armenhausgründungen zeigt, dass der Anteil der zu versorgenden Frauen sehr hoch war. Wesentlich mehr Frauen als Männer wurden beherbergt.

Gründung Name Plätze
1565 Bischoping 8 Frauen
1575 Ludgeri-Kirchspielsgademe 4 Frauen
1587 Aegidii-Propsteiarmenhaus 2 Frauen
1587 Grotegese 4 Frauen
1588 Vendt 12 Männer/Frauen
1592 Waisenhaus 12 Waisen
1593 Zumbrock 3 Männer
1600 Warendorf 7 Frauen
1601 Kohaus 5 Frauen
1606 Grabbe 4? Frauen
1615 Wibbeke 5 Frauen



Evert Bischopinck 1565

Siegel des Evert Bischopinck, 1573 [Bildnachweis]
1565 wird das Armenhaus Bischopinck zum ersten Mal erwähnt. Stifterin ist Anne van Langen, Witwe des Evert Bischopinck zu Bispinck. Da das Gebäude zunächst umgebaut werden muss, datiert die Gründungsurkunde erst auf das Jahr 1573. Acht Kammern wurden geschaffen, um den armen Frauen Unterkunft bieten zu können.
Das erste Provisorenpaar des Armenhauses Bischopinck bilden Evert Bischopinck, der Sohn der Stifterin, und der Ratsherr Christoffer Cloet. Die Gründungsurkunde, die auch das oben abgebildete Siegel des ersten Provisors enthält, sieht vor, dass jeweils ein Erbe der Bischopincks und ein Ratsherr die Angelegenheiten des Armenhauses verwalten sollen. Zusätzlich soll ein Diener die Finanzverwaltung und die Betreuung der Hausgemeinschaft übernehmen. Bis zum Jahr der Gründungsurkunde erhält das Armenhaus bereits einige, die sich auf 8 1/2 Gulden Renten und 23 Reichstaler Renten belaufen. Dies entspricht dem Kapitalwert eines durchschnittlichen Wohnhauses. Für kein anderes Armenhaus in Münster sind soviele mittelgroße und große Vermächtnisse von zehn Reichstalern und mehr nachzuweisen. Die Zustiftungen für das Armenhaus Bischopinck stehen am Anfang einer Stiftungswelle, in der die Zahl der Armenhäuser in Münster bis zum Jahr 1600 von 13 auf 20 ansteigt.


Wessel Husman 1587

Das Aegidii-Propsteiarmenhaus 1636 [Bildnachweis]
In den Jahren 1587 und 1588 entstehen in Münster drei neue Armenhäuser: Die Armenhäuser Grote-
gese und Vendt und das Aegidii-Propsteiarmenhaus. Stifter des letztgenannten ist der Propst und Pfarrer der Aegidiikirche Wessel Husmann. Er verfügt in seinem Testament 1587, dass sein Haus auf der "Lutken Stege" (Lütken Gasse) als Armenhaus für zwei Frauen Verwendung finden soll. Dafür stattet er es mit einem Kapital von 200 Talern aus. Die Gründungsurkunde vom 9. August 1589 legt die Verwaltung der Stiftung in die Hände des Propstes (Pfarrers) und der beiden Kirchenprovisoren (Gemeindevorsteher) von St. Aegidii. Die ersten Pfründerinnen des Armenhauses sind Catharina Alartz und die Magd des Verstorbenen, Metta thom Poill. Da es normalerweise so gehandhabt wird, dass die Magd nach dem Tod des Erblassers in seinem Haus verbleibt, ist anzunehmen, dass Metta thom Poill bereits 1587 in dem Haus lebte. Dennoch finden sich in den Akten des Aegidii-Propsteiarmenhauses die ersten Ausgaben zugunsten der beiden Frauen erst für das Jahr 1588.
Anfänglich erhält das Armenhaus nur geringe Zuwendungen. In den erhaltenen Testamenten ist lediglich eine mögliche Zuwendung für das Aegidii-Propsteiarmenhaus im Jahr 1587, also im Jahr seiner Stiftung, nachzuweisen. So erklärt sich auch eine Spende aus dem Almosenkorb St. Aegidii an das Armenhaus (1594), die darauf hindeutet, dass die Versorgung der beiden Frauen in der Anfangszeit nicht voll gewährleistet war.



Dr. Henrich Vendt / Clara Wedemhove 1588

Henrich Vendt auf dem Totenbett, 1609 [Bildnachweis]
Das Ehepaar Dr. Henrich Vendt und Clara Wedemhove stiftete bereits zu Lebzeiten, 1588, ein Armenhaus für zwölf arme Leute. Es lag am Ende der "Breden Stege" (Breiten Gasse). Damit war das Armenhaus Vendt das größte der drei neuen Armenhäuser im Aegidiikirchspiel.
Bereits früh erhielt das Haus eine Reihe von beachtlichen Zustiftungen. Für die Jahre 1588 bis 1598 sind elf Vermächtnisse nachzuweisen. Von diesen stammten drei aus der Familie des Stifterpaares, nämlich von ihren beiden Töchtern und deren Ehemännern sowie von der Schwester des Henrich Vendt und deren Mann.
Die Gründungsurkunde wurde erst elf Jahre später, am 20. Dezember 1599 ausgestellt, in dem Jahr, in dem Clara Wedemhove starb. Besiegelt wurde sie von Bürgermeistern und Rat der Stadt Münster, dem Stifter Henrich Vendt, der zu diesem Zeitpunkt einer der Bürgermeister war, seinem Schwiegersohn Henrich Frie und dem Kirchenprovisor des Aegidiikirchspiels Henrich Isermann. Doch auch im Zusammenhang mit mehreren anderen Armenhäusern und Elenden erscheint immer wieder der Name Henrich Vendt. So wird er 1581 als Provisor der Elende Aegidii erwähnt. Seit 1587 finden wir ihn in den Prüfungskommissionen für die Jahresrechnungen der Elenden Martini und Aegidii sowie der Armenhäuser zur Aa und in der Wegesende. Dieses besondere Engagement ist auch auf seine politische Position in Münster zurückzuführen. Insgesamt war er 30 Jahr lang Mitglied des Rates und 25 Jahre lang Bürgermeister.
Als Henrich Vendt 1609 starb, wurde die Verwaltung des Armenhauses in die Hände der Familie und der Provisoren der Aegidiikiche gelegt. Noch heute existiert auf dem Grundstück des Armenhauses ein Altenheim, das von der Cohaus-Vendt-Stiftung unterhalten wird.



Arnd Wibbeke 1615

Armenhaus Wibbeke 1636 [Bildnachweis]
Im Jahr 1615 stiftete der Vikar am Alten Dom, Arnd Wibbeke, ein Armenhaus für fünf ältere Frauen im Kirchspiel Überwasser. Die Stiftung war als Ergänzung zum Armenhaus Jüdefeld am Buddenturm gedacht. Es lag in der Buddenstraße, nur 50 Meter vom Armenhaus Jüdefeld entfernt. Mit der Ausführung seiner Stiftung betraute der frühere Kaplan der Aegidiikirche Arnd Wibbeke enge Freunde.
Das Armenhaus Wibbeke verfügte zunächst über ein Kapital von 600 Reichstalern, was dem Wert eines Wohnhauses entsprach. Daraus waren jährliche Erträge von 36 Reichstalern zu erzielen.
Für die Verwaltung des Armenhauses waren der Dechant (Pfarrer) und die Kirchenprovisoren (Gemeindevorsteher) der Überwasserkirche verantwortlich.


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