Die Reserven an kriegswichtigen Rohstoffen, bei denen eine hohe Importabhängigkeit besteht, gehen schnell zurück. Die Alliierte Seeblockade behindert den weiteren Bezug etwa an Rohstoffen zur Herstellung von Kriegsgerät sowie von Kleidung und Ausstattung für die Soldaten an der Front. Daher wird im Januar 1915 eine Sammelaktion gestartet.
'Vom 18. bis 24. Januar fand hier wie im ganzen Deutschen Reiche eine 'Reichswollwoche' statt. Der inländische Vorrat an Wolle kann den erhöhten Bedarf nicht decken und die völkerrechtswidrige Seekriegsführung Englands hat den Überseeverkehr auch mit Wolle unterbunden. Daher war von Berlin aus eine allgemeine Sammlung aller überflüssigen Kleidungsstücke und anderer Sachen aus Wolle, Baumwolle oder Tuch angeregt worden, besonders auch um diese Stücke zu wollenen Decken, Westen, Über- oder Unterziehhosen für die Truppen im Schützengraben zu verarbeiten. Unsere Stadt war für die Sammlung in 4 Bezirke eingeteilt, in denen je 2 Wagen der Speditionsfirma August Peters umherfuhren. Etwa 200 Volksschüler der Oberklassen sprachen, nachdem sie mit großen Handglocken sich bemerkbar gemacht hatten, bei allen Haushalten vor und holten die zur Verfügung gestellten Sachen ab. Dank eines warmen Aufrufes des Oberbürgermeisters an die Bewohner Münsters, ihre Schränke und Truhen, Kisten und Kasten zu öffnen, um die Sammlung der Reichswollwoche zu mehren, hatte die Sammlung einen außerordentlichen Erfolg. Die große Turnhalle im Breul füllte sich schnell bis zur oberen Fensterhöhe mit ungeheuren Haufen von Decken, Kleidern, Tüchern, Unterzeugen, Uniformstücken und sonst aller Art Woll- und Baumwollsachen. [...] ein dritter Teil, der größere, [wurde] nach schleuniger Desinfektion an die Hauptsammelstelle in Berlin zur Weitersendung an die Truppen geschickt.'
Als Ausweg aus dem Mangel an Rohstoffen werden die Produktion von Ersatzstoffen, die synthetische Produktion, strenge Rationierungen, systematische Altmaterialsammlungen oder auch die Abgabe von Metallen verordnet. Im September 1915 erfolgt erstmals die Beschlagnahme von Kupfer, Messing und Nickelgegenständen und die Schaffung einer zentralen Metallabgabestelle.
'Der Mangel an neuem Rohstoff führte im ganzen Reiche zu einer Beschlagnahme des Kupfers, Messings und Reinnickels. In diesem Monat erfolgte die freiwillige Abgabe der aus diesen Stoffen hergestellten Geschirre und Wirtschaftsgeräte der Küchen und Backstuben, Waschkessel, Badewannen, Warmwasserschiffe, Mörser usw. Bei den Ablieferungsterminen gab es vor dem Rathause stets wieder ein großes Gedränge und stundenlanges Warten. Das Kupfer an Dachbedeckungen, Regen- und Abfallrohren der städtischen Gebäude stellte der Magistrat der Heeresverwaltung freiwillig zur Verfügung, das Dachkupfer nur soweit, als es sich nicht um Teile in schwieriger Lage handelt.'
'Auf Antrag des Stellvertretenden Generalkommandos hat das Kriegsministerium der Stadt Münster 4 Beutegeschütze (je 1 belgisches, französisches und russisches Feldgeschütz 8,7 cm und 1 belgisches Kanonenrohr 15 cm in Räderlafette) leihweise überlassen. Sie sind beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal vor dem Königlichen Schlosse ausgestellt.'