Die Zivilbevölkerung wird immer stärker durch Bereitstellung von 'Liebesgaben' und anderen Spenden zur Kriegsunterstützung aufgerufen. Frauenvereine und das Rote Kreuz veranstalten Sammlungen von Material-, Lebens- und Genussmitteln für durchziehende Soldaten. Benagelungsfiguren wie der 'Junggermane' dienen der Sammlung von Spenden für die Kriegswohlfahrt.
'Auf dem Prinzipalmarkte herrschte heute am Kaisersgeburtstage vor dem Junggermanen bewegtes Leben. Nachdem unter Musik, Liedern, Reden und Gedichten in diesem Monate zahlreiche Namensschilder mit Sinnsprüchen, Reimen oder Namen angeschlagen waren, hat sich der Junggermane in der letzten Woche täglich vom Morgen bis in den Abend im Belagerungszustande befunden. 12.000 Schulkinder kamen nacheinander mit Fahnen und Gesang, Trommeln und Pfeifen zum Nageln des Kriegswahrzeichens. Den armen Volksschulkindern hatte Fabrikant Fritz Stille 1.000 Mark für 2.000 eiserne Nägel gestiftet. Am Kaisersgeburtstage nagelten um 11 Uhr die letzten 500 Kinder. Dann wurde ein Schild 'Die Volksschulen der Stadt Münster' angebracht, denen die Lehrer und Lehrerinnen dieser Schulen ein Schild folgen ließen. Um 12 Uhr nagelte im Namen des I. Landsturm-Ersatz-Bataillons Münster eine Abordnung ein Schild an, für das 500 Mark im Schützengraben gesammelt waren.'
'Um die jetzige Grußform der Männer, das Abnehmen der Kopfbedeckung, zu beseitigen, [...] hat sich auf Anregung des Rentners Bernhard Wulff ein Verein 'Deutscher Gruß' gebildet, dessen Mitglieder durch Verneigen des Kopfes und Handanlegen an die Kopfbedeckung, also durch den militärischen Gruß, grüßen wollen; die Mitgliederbeiträge von 2 Mark fließen dem Junggermanen zu.'
'Einige Mitglieder der 1. Kompagnie des allgemeinen Bürgerschützenkorps haben ein Kriegserinnerungswahrzeichen in Form einer Scheibe gestiftet. Das Wahrzeichen wird bis auf weiteres in der Ratsschenke aufgehängt, um dort benagelt zu werden, ein eiserner Nagel kostet 25 Pfennig, ein silberner 1 Mark, ein goldener 2 Mark und ein Schild 3 Mark.'
'Unter opferfreudiger Teilnahme der ganzen Bürgerschaft fand ein Kriegsopfertag zugunsten der hiesigen Kriegswohlfahrtspflege statt, veranstaltet von der Hilfs- und Beratungsstelle der caritativen und sozialen Frauenvereine der Stadt Münster. In den meisten Geschäften hingen auf großen Plakaten Gedichte unserer heimischen Dichter und Dichterinnen. Auf den Straßen wurden Postkarten, Ansteckfähnchen, Anhängsel und Loskaufkarten verkauft. Des Mittags spielten auf dem Domplatz, dem Marienplatz und vor dem Landeshause Musikkapellen. Am Nachmittag veranstaltete der Männergesangverein 'Sängerbund' im Schützenhof ein Konzert. Im Stadtbezirk wurden nicht weniger als 29.960,83 Mark gesammelt.'