Stadt Münster: Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

Zwischen Clemenskirche und Klarissenkloster

Die Ausgrabungen auf dem Parkplatz an der Stubengasse 1997 bis 1999

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Klarissenkloster und Clemenshospital

Großbauten verändern ein Stadtquartier

Stephan Winkler

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Das Klarissenkloster

Lageplan des Clemenshospitals nebst den angrenzenden Grundstücken (1892)

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Seit dem 16. Jahrhundert bemühte sich die katholische Kirche intensiv um die Abgrenzung zum Protestantismus, da über 90% der Gebiete Europas protestantisch waren. Eine Maßnahme dieser Gegenreformation war die Ansiedlung neuer Klöster und Orden, um die Bevölkerung für den Katholizismus zurückzugewinnen. In Münster siedelte sich neben anderen Ordensgemeinschaften zu Anfang des 17. Jahrhunderts ein Zweig der Klarissenschwestern an. Sie bauten auf der Eckparzelle im Süden des Dreiecks zwischen Stubengasse und Loerstraße eine Kirche und ein Kloster, die 1619 fertig gestellt waren. Während der Friedensverhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges nahm am 8. Juni 1645 der königlich-spanische Gesandte Joseph de Bergaigne, Bischof von's Hertogenbosch und Erzbischof von Cambrai, im Klarissenkloster Quartier. Er verstarb am 24. Oktober 1647 an einem falsch behandelten Beinleiden und wurde zunächst in der Klarissenkirche vor dem Altar beigesetzt. Seine Angehörigen ließen ihn später exhumieren und am 18. September 1663 in der Minoritenkirche zu Antwerpen beisetzen.

1652 explodierte der Pulverturm am Breul. Die Druckwelle verursachte größere Schäden an der Klarissenkirche, als "in der Armen-Klarissenkirch das Chor eingefallen", wie eine zeitgenössische Quelle berichtet. 1808 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben. 1824 wurde die Kirche für Zwecke der städtischen Armenpflege umgebaut und Sitz des "Großen Armenhauses". 1925 richtete sich in der Kirche die Universitäts-Hautklinik ein. In dieser letzten Nutzung wurde das Gebäude 1943/44 durch Bomben getroffen, ein Jahrzehnt später wurde die Ruine endgültig abgetragen.

Max Geisberg beschrieb die Kirche im Rahmen der "Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen" zwar noch 1941, dennoch ist über den ursprünglichen Bau von 1619 nur wenig bekannt. 1824 wurden zur Nutzung als Armenhaus zwei Geschossdecken eingezogen, verbunden mit einer kleinteiligen inneren Raumgliederung. Dazu wurden alle früheren Inneneinbauten entfernt, die Langhausfenster wegen der Einziehung der Decken geteilt, ihre profilierten Gewände und Maßwerke größtenteils entfernt und die Chorfenster sogar gänzlich zugesetzt. Damit war der Bau nur noch als architektonische Hülle eines völlig neuen Raumprogramms vorhanden. Nach dem zweiten Umbau von 1927/28 zur Hautklinik sah sich Geisberg außerstande, auch nur die ursprüngliche Längenausdehnung der Kirche zu benennen.

Im Innenraum der Kirchen war bestattet worden. Verteilt im ganzen Kirchenschiff fanden sich 31 einfache Grabgruben, in denen vermutlich die verstorbenen Schwestern des Klarissenordens beigesetzt worden waren. Sie hatten die Arme angewinkelt und die Hände über dem Bauch gefaltet. Die grünlichen Verfärbungen, die oft an den Gelenken und am Schädelknochen zu sehen waren, stammen wahrscheinlich von kleinen bronzenen Nadeln, die zur Tracht gehörten und mit denen die Kleidung der Toten fixiert wurde.

Mittig im Kirchenschiff lag eine gut erhaltene Backsteingruft, die mit einem lichten Maß von 1,46 x 2,20m ungewöhnlich groß war. Sie war innen weiß ausgemalt und enthielt keine Bestattung. Die besondere Ausstattung und die hervorgehobenen Lage der Gruft lässt vermuten, dass es sich hier um die Grabstätte des Joseph de Bergaigne handelt, dessen Grabstein zu seinem Gedenken noch bis 1823 am Eingang der Klarissenkirche gezeigt wurde. Nach seiner Überführung wäre die Gruft dann aus Ehrerbietung nicht erneut benutzt worden.

Die im Norden, Süden und Osten an die Kirche anschließenden Baulichkeiten des Klosters bildeten eine geschlossene Gebäudeflucht, in deren Innenhof wohl ein überdachter Kreuzgang stand. Er ließ sich südlich des Nordtraktes und westlich des Osttraktes in Punktfundamenten und Ausbruchsgruben nachweisen.

Begräbnisplatz am Südende des Klosterinnenhofs

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Am Südende des Klosterinnenhofes fand sich ein Begräbnisplatz mit zehn weiteren Toten, die in der gleichen Körperhaltung beigesetzt waren wie die in der Kirche Bestatteten. Erkennbar waren drei Begräbnislagen auf engem Raum, die in der Orientierung voneinander abwichen. Während die unteren beiden Lagen Ost-West ausgerichtet waren, befand sich die oberste Bestattungslage in Nord-Süd-Richtung. Die Körper lagen zwischen zwei parallel geführten Mauerzügen, die einem frühen Klosterflügel zugeordnet werden können. Ob die Bestattungen innerhalb des bestehenden Gebäudes vorgenommen wurden oder nach dessen Abbruch – also im späteren Innenhof – ist kaum mit Sicherheit zu sagen. Da die Mauern und Bestattungen sich gegenseitig nicht stören, ist ersteres wahrscheinlicher.

Der Gebäudetrakt besaß eine lichte Breite von gut 5 m und fluchtete auf den 3/8-Chor der Klarissenkirche. Er ist weder im Urkataster noch in der historischen Stadtansicht von Alerdinck (1636) verzeichnet und muss somit zu diesem Zeitpunkt bereits abgebrochen gewesen sein. Wahrscheinlich handelt es sich um den Südtrakt des Klosters, der niedergelegt wurde, als die Klarissen am 15. November 1627 zwei Parzellen an der Loerstraße erwerben durften und das Kloster auf diese Grundstücke nach Süden hin erweiterten.


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