Zur Aufgabe der Militärbehörden zählt die Einrichtung von Lazaretten für Verwundete. Ende Oktober 1914 gibt es schon neun Lazarette sowie Lazarettabteilungen in Krankenhäusern. Hilfsgarnisonslazarette entstehen im Schützenhof und Gertrudenhof. Für Verwundetentransporte wird die Straßenbahn benutzt. Mit entsprechend umgebauten Waggons werden sie von der Sammelstelle im Hafen über ein neues Gleis in die Lazarette gebracht.
'Auf dem Albersloher Weg hat Stadtbaurat Richard Tormin vom Geleise der Straßenbahn aus eine Verbindung zu dem Hafenanschlußgeleise legen lassen, um die Straßenbahn für den Transport der Verwundeten in die einzelnen Lazarette zu benutzen. Nach ihrer Ankunft auf dem Anschlußgeleise werden die Verwundeten zunächst in die Ballonhalle des Luftfahrtvereins gebracht […]. Von der Halle aus werden sie in 8 Anhängewagen, die zu Krankentransporten umgearbeitet sind, gebettet und dann mit der Straßenbahn an die verschiedenen Lazarette gefahren.
Der große Saal im Schützenhof ist in emsiger Arbeit ebenso wie der Gertrudenhof (Hölscher, Warendorferstr. 87) zu einem Hilfs-Garnisonlazarett eingerichtet. Im Schützenhof sind über 250 Feldbetten aufgestellt, ein Operationsraum und ein Baderaum geschaffen.'
Major a. D. Ferdinand Lobeck, der Königliche Standesbeamte unserer Stadt, gibt den Heldentod seines Sohnes Kurt Brune-Lobeck, Hauptmann im Infanterieregiment Nr. 57, bekannt.'
'Nach einem Aufrufe meldete sich bei einer Versammlung zur Besprechung des Sanitätshundewesens eine ganze Anzahl älterer und jüngerer Herren als freiwillige Hundeführer, denen in unübersichtlichem Gefechtsgelände die Suche nach Verwundeten obliegt. Eine Anzahl zum Teil sehr wertvoller Hunde wurde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Eine Ausbildungsstelle für Führer und Hunde ist hier gegründet.'
'Seitdem der Schützenhofsaal mit Verwundeten belegt ist, pilgern täglich viele Menschen dorthin. Am Sonntag belagerten viele hundert Frauen und Kinder, auch Männer die Türen und Fenster des Saales, so daß der Vorstand des Allgemeinen Bürger-Schützenkorps sich zu der Bekanntmachung veranlaßt sah, daß Kinder unter 14 Jahren auf dem Schützenhofe nicht mehr zugelassen werden, damit die Verwundeten nicht gestört werden.'
'Den Heldentod fürs Vaterland starb als Erster der städtischen Beamten am 29. August der Verwaltungssekretär Heinrich Clement, Offiziersstellvertreter im Infanterieregiment Nr. 13.'
'Am Abend kam ein Verwundetentransport mit etwa 250 Deutschen und 35 Franzosen, Turkos und Engländern auf dem hiesigen Kriegsbahnhof an. Während die Gefangenen in der Ballonhalle verblieben, wurden die schwerverwundeten Deutschen in den Rote-Kreuz-Straßenbahnwagen und in Kraftwagen des Roten Kreuzes zum Schützenhof, die Leichtverwundeten mit der Straßenbahn zum städtischen Lortzing-Theater gebracht. Das Stadttheater, in dem wegen des Wechsels der Zeitverhältnisse in diesem Winter nicht gespielt wird, ist zu einem Hilfslazarett für Durchgangstransporte eingerichtet. Für mehr als 500 Leichtverwundete sind der große Saal, die Bühne und die Emporen mit Strohsäcken belegt. Hinter der Bühne ist ein Operationsraum geschaffen, wo nötigenfalls die Verbände erneuert und Wunden behandelt werden – alles das glücklich gelungene Werk der für die Verwundetentransporte unermüdlich tätigen Herren Sanitätsrat Dr. Franz Hünnemeier und Stadtbaurat Tormin.'
Dr. Wilhelm Kreke
'Ein Teil des Collegium Ludgerianum ist als orthopädische Anstalt für Verwundete eingerichtet und nimmt etwa 50 Soldaten auf, während täglich ungefähr 100 Verwundete aus den anderen Lazaretten kommen, um nach Anweisung des Lazarettarztes, des Stadtarztes Dr. Kreke, Stabsarztes der Landwehr, heilgymnastische Apparate zu benutzen.'
'In allen Lazaretten unserer Stadt wurden in diesen Tagen schöne Weihnachtsfeiern veranstaltet und die verwundeten und kranken Krieger reich mit Gaben beschenkt.'